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Montag, 12. Dezember 2011

Fabian, oder: Gib mir die Welt - plus 5 Prozent

Der geneigte Leser mag sich jetzt einmal ein Stündchen Zeit nehmen, um sich dieses Video - von dem ich denke, dass es verbreitet gehört - anzusehen. Übrigens durchaus auch für Kinder geeignet.



... Denkt mal drüber nach, und:

Stellt Fragen, verlangt Antworten!

Mal so gesehen...

Sonntag, 27. November 2011

Castor! Mach Sitz! Verdammt!

Oft ist es ja so.
Wenn bei Castor, Pollux, Waldi oder Schnuffi die Erziehung versagt und das verwünschte Vieh sich den Kommandos einfach nicht fügen will, resigniert der Mensch und findet sich mit den schlechten Manieren seines Köters einfach ab.

Nicht so die Menschen im niedersächsischen Wendland - und viele, viele andere, die mit der Politik in diesem Land nicht mehr länger einverstanden sind. Die geben einfach nicht auf, dem randalierendem Biest - in diesem Fall verkörpert durch einen Zug mit Hundenamen und elf Behältern voller höchstradioaktivem Abfall - Einhalt gebieten zu wollen.

Herrje, wie uneinsichtig!
Seit 30 (!) Jahren wird um Gorleben gestritten.
12 Castor-Transporte sind bisher am Ziel im Zwischenlager eingetroffen.
Das müssen die Leute doch merken, dass ihr Protest nichts nützt.

Tun sie aber nicht...

Im Gegenteil:
Jedes Jahr werden die Proteste stärker, Jahr um Jahr stehen mehr Menschen an und auf den Schienen, um sich den hochgefährlichen Transporten und der Staatsgewalt, die gezwungen ist selbige durch die Massen zu prügeln, zu widersetzen. Immer mehr Menschen gehen das Risiko ein, verletzt zu werden, in Gefangenschaft zu kommen und zu Bußgeldern verdonnert zu werden.

Warum?
Und warum war ich dort?

Mir fällt schwer, zu beschreiben was ich in den letzten zwei Tagen erlebt und zu Gesicht bekommen habe.

Ich erinnere mich an die Gespräche mit anderen Demonstranten und  Polizisten am Freitag Abend, auf dem Weg zum - und während der Versammlung am - Lüneburger Bahnhof.
Junge Leute, für die der Wahnsinn rund um die verstrahlten Transporte nur ein Teil des Puzzles ist, die einfach nur die Nase voll davon haben, wie mit ihnen umgesprungen wird.
Eltern, die Angst um das gesunde Aufwachsen ihrer Kinder in einer vergifteten Umwelt haben.
Rentner, die sich eingestehen, dass die Fehler bereits in ihrer eigenen Jugend gemacht wurden und endlich das tun, was sie schon damals hätten unternehmen sollen.
Journalisten auf der Suche nach Anzeichen für Gewaltbereitschaft, denn friedliche Proteste will niemand sehen.
Polizisten, die hier nicht sein wollen und sich zunehmend nicht auf freundliche Gespräche mit Demonstrierenden einlassen dürfen, weil ihre Vorgesetzten ihnen impliziert haben, von vorn herein unerbittlich Stärke zeigen zu müssen.

"Wegen euch und der eurer beschissenen Protestiererei schlag ich mir hier das Wochenende um die Ohren." sagt einer zu mir.
"Ja, geht mir genauso. Echt Mist." lächle ich zurück.
"Warum seid ihr dann hier, ihr könnt doch einfach gehen. Nützt doch eh nichts, der Castor kommt sowieso an, früher oder später."
"Weil er umso später ankommt, je länger wir hier sind."
"Das kostet doch nur Zeit und Geld. Steuergeld," sagt er, "ich halte ja auch nichts von der Endlagerei hier, aber so kostet es uns alle doch nur noch mehr."
"Richtig", erwidere ich, "und irgendwann hoffentlich so viel, dass es keiner mehr bezahlen kann. Spätestens dann wird man sich Gedanken um Alternativen machen. Billigere Alternativen. Was anderes als Geld zählt doch eh nicht."
Nachdenklich zieht er sich auf einen Kaffee zum Mannschaftswagen zurück...

Was so friedlich begann, hielt nicht lange vor.

Nach wenigen Stunden Schlaf, mittags auf dem Weg nach Harlingen versuchen Polizisten uns Demonstranten daran zu hindern, in die Nähe der Gleise zu kommen. Keine zehn Meter von mir entfernt fällt eine Frau zu Boden, ein Polizist geht auf sie zu und sprüht der Wehrlosen Pefferspray ins Gesicht.
Einfach so.
Zwei Männer, die direkt am Geschehen sind, halten den Polizisten fest und entwinden ihm die Pfeffersprayflasche - sofort stürmen drei Kollegen dem Überwältigten zur Hilfe, aufgehalten von einem in der Gruppe anwesenden Juristen und zwei Sanitätern die laut "Notwehr, Notwehr" rufen. Der Jurist weist sich als solcher aus und redet beschwörend auf die Polizisten ein bis die den Pfeffersprayer vom Geschehen entfernen, ich verbleibe mit vor Entsetzen offenstehendem Mund, bis ich von hinten weitergetrieben werde - auf die Gleise zu.
"Wir stellen auf Seiten der Demonstranten eine exessive Bereitschaft zur Gewalt fest."
So äußerte sich ein Sprecher der Polizei gegenüber den Medien später.
Ist das so?
Ich erinnere mich an Polizisten, die knüppelschwingend Menschengruppen eingekesselt haben.
Ich erinnere mich an den Geruch von Pfefferspray in der Luft, an das Brennen in den Augen, wenn der Strahl mich getroffen hat.
Ich erinnere mich an den Polizisten, der mich vom Gleis getragen hat: "Wenn's weh tut, schrei ruhig - hört hier eh keiner...".
Ich erinnere mich an Reiterstaffeln, die ungebremst in Menschengruppen geritten sind, die Leute quasi niedergallopiert haben.
Ich erinnere mich an Sanitäter, die daran gehindert wurden sich um verletzte Demonstranten zu kümmern.
Ich erinnere mich an Journalisten aus aller Welt, die an der Berichterstattung gehindert wurden, wegen "polizeilicher Maßnahmen".

Ich erinnere mich an die bitteren Worte des Polizisten an der Gefangenensammelstelle: "Wer hier unbedingt demonstrieren will, muss damit rechnen, verletzt zu werden. Wer rumheult und nach einem Anwalt schreit, wäre wohl besser zu Hause geblieben!"

Ist das die Methode, mit der meine Grundrechte auf Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung durch einen Beamten des Staates, dem ich angehöre, geschützt werden? Wenn du deine Rechte in Anspruch nimmst, musst du damit rechnen verletzt, verhöhnt, drangsaliert und eingesperrt zu werden?
Hatten wir das nicht schon mal irgendwann?
Oder zählen die Rechte (auf Profit) der Atomindustrie eben einfach mehr?
Scheint wohl so.

Nun gut, die zahlen ja auch mehr an Steuern als ich.
Vermutlich...

Tja, der Castor ist noch immer nicht in Dannenberg, während ich an diesem Text schreibe.
Immer noch leisten Bürger Widerstand, ketten sich an Gleise, besetzen den Bahndamm, nehmen in Kauf verprügelt und verletzt zu werden. Immer noch versuchen Polizisten der Lage Herr zu werden und setzen zur Abschreckung noch mehr Gewalt ein.
Dieser Transport - der 13. - ist jetzt schon länger unterwegs als jeder andere vorher, trotz verkündetem Atomausstieg und trotz angeblicher neuer Suche nach einem Endlager für den Strahlenmüll wird er heftiger und entschlossener als jeder andere vorher blockiert.
Und er wird teurer als jeder andere vorher werden.

Warum?

Weil, trotz Herrn Röttgens "weißer Karte" für die neue Suche nach einem Endlager für atomaren Müll im neuen Bundeshaushalt nur sieben Millionen Euro veranschlagt sind - für den Ausbau des erwiesenermaßen nicht als Endlager geeignetem Salzstock in Gorleben jedoch 73 Millionen.
Weil das illegal ist.
Weil die Menschen euch Politikern nicht mehr glauben.

Warum ich dort war?
Darum...

© Michael Pils






Dienstag, 22. November 2011

Kommunikationsprobleme und flüchtige Gedanken zu ebendiesen

Wie wollen wir von Politikern Einsicht erwarten wenn wir immer wieder davon reden, dass Menschen sterben wenn sie beschließen Krieg zu führen?

Menschen bedeuten Politikern nichts, der Begriff ist einfach zu allgemein gefasst - sie können sich darunter nichts vorstellen.

Einen "Aha - Effekt" wird es bewirken wenn wir Politikern sagen, dass Wähler sterben - in den Kriegen die von ihnen angezettelt werden.
Ein Wähler zählt, der ist wichtig.

Alles eine Frage der Wortwahl.

Mal so gesehen...

© Michael Pils

Samstag, 12. November 2011

The hardest Part...

Irgendwie will ja jeder was unternehmen, in letzter Zeit, um die Dinge zu ändern.

Nur was?

Wie so oft, gibt es dazu Ideen hier bei den Freizeitrevoluzzern.
Radikale Ideen, aber immerhin. Bequemere fallen mir leider nicht ein.

Was also kann man tun, um den modernen Sklavenhaltern in Politik und Wirtschaft ein Schnäppchen zu schlagen?

Schauen wir mal...

Du hast ein Girokonto bei einer Bank?
Prima.
Räum es leer!
Banken legen Dein Geld nicht in den Keller und bewahren es dort warm und dunkel auf - mit der Kohle wird gearbeitet. Dein Geld wird investiert, um den Gewinn der Bank zu mehren.
Somit wandert dein sauer verdientes in risikobehaftete Geschäfte mit Unternehmen und Staaten, in Waffengeschäfte und Kriegsfinanzierungen, in Immobilien- und Grundstückkäufe, und weiß der Teufel, was Banken sonst noch so treiben.
Räum dein Konto leer. Sobald deine monatlichen Zahlungen getätigt sind, hol all Dein Geld - den Rest der noch verblieben ist - zu dir nach Hause. Zinsen gibt es auf dem Girokonto eh nicht.

Du benutzt Payback Karten und andere Bonussysteme, zahlst mit deiner EC Karte und beantragst für 10% Rabatt beim Einkauf freimütig in jedem Eckladen eine Kundenkarte?
Lass es!
Zahle bar, wo es geht und verzichte auf Payback Punkte. Einen Rabatt bekommst Du auch ohne Karte. Du musst nur fragen.
Es ist natürlich Deine Sache, wenn du gerne ungefragt Werbepost bekommst oder Deinen Emaileingang bevorzugt mit Spam vollmüllen lässt - auf der anderen Seite jedoch unterstützt Du durch die Verwendung elektronischer Zahl- und Rabatt-, oder Bonussysteme einen gewaltigen Überwachungsapparat, mittels dessen jetzt schon die Möglichkeit besteht, Dich nicht nur auf Schritt und Tritt zu beobachten, sondern auch Dein Konsumverhalten, Deine Zahlungsmoral, Deine bevorzugten Einkaufsorte - und was Du dort kaufst - und zudem noch Deine jeweiligen Aufenthaltsorte und die Zeit Deines Aufenthaltes genauestens nachzuvollziehen.
Und das in Zeiten, wo Polizisten ihre Namensschilder überkleben und Politiker ihre Nebeneinkommen nicht öffentlich machen wollen.

Du nutzt einen Internetzugang, der auf Deinen Namen läuft?
Verwische Deine Spuren!
Vielleicht ahnst Du nicht, was Du alles beim Besuch einer Webseite hinterlässt.
Es reicht, um Dich im Zweifel bis an Deine Haustür zu verfolgen. Du bist nicht anonym im Netz, und jeder, der Dir das weismachen will, ist ein Lügner. Natürlich hast Du nichts zu verbergen, als anständiger Bürger. Aber das heißt ja noch nicht, dass Du deswegen bei allem, was Du tust, Zuschauer zulässt.
Dann kannst Du Dich auch nackt ans Fenster stellen...
Nutze einen Proxy. Damit läuft die Verfolgung Deiner Identität im Netz ins Leere.
Wenn Du nicht weißt, wie - frag.
Im Zweifel mich.

Du arbeitest für eine Behörde, oder fürs Militär?
Kündige!
Räum Deine Scheißegalhaltung beiseite und werde Dir bewusst, was Du tust, wenn Du das System durch Deine Arbeitskraft unterstützt. Da Du ja selber weißt, was bei deinem Arbeitgeber so abgeht, hast Du die besten Gründe für eine Kündigung in der Hand.
Bist Du Soldat, verweigere den Wehrdienst.
Das geht, auch wenn Du schon eine Weile dabei bist. Argumentiere damit, dass Du es nicht mit Deinem Gewissen vereinbaren kannst, als Diener fremder Herren (als Soldat kämpfst du nicht für Dein Volk - das will nämlich keinen Krieg - sondern für Rüstungsunternehmen, Ölkonzerne und Geheimdienste) in nicht erklärte - und somit gegen jegliches Völkerrecht verstoßende - Kriege zu ziehen.
Als nächstes ist übrigens der Iran dran.
Wenn Du da in der Wüste liegst und krepierst, frag dich mal, woher ich das jetzt schon wusste - und ob da nicht doch was dran war, was ich hier schrieb.

Du sitzt in deiner Freizeit oft vor der Glotze und lässt Dich gezwungener Maßen vom dort vorherrschendem Programm verdummen?
Schalt den Fernseher aus!
Verbringe Deine Zeit mit Sport, Deiner Familie und Freunden, oder beteilige Dich an sozialen Projekten auf freiwilliger Basis.
Wer da so gar keine Vorstellung hat, was man machen könnte ist herzlich willkommen in der Freiwilligenagentur seiner Heimatstadt.

In diesem Sinne kannst Du dann auch gleich den Computer ausschalten und ein bisschen an die frische Luft gehen. Oder sonstwo hin. Mich geht das ja nichts an...

Mal so gesehen...
©  Michael Pils


Ein Hinweis für die Besucher, die sich über den Rechner des Bundesamtes für Internetsicherheit regelmäßig hier aufschalten:

Dieser Beitrag ist im Sinne der geplanten Änderung des Begleittextes zum Gesetz zur Bekämpfung von Terrorismus (TBEG), in der zukünftig auch friedliche Protestformen als Aufstachelung erfasst und somit in die Verbindung zum Terrorismus gerückt wird, als Aufstachelung im Sinne des erwähnten Gesetzestextes zu verstehen und bringt den Autor somit in Verbindung zum Terrorismus, bzw. der Unterstützung dessen.

Freitag, 21. Oktober 2011

Neulich, viertel vor 11 im Bundeskanzleramt


Stille...

Eine der letzten Fliegen des Sommers zieht leise brummend ihre Kreise über die Köpfe der Elite unseres Landes. Leise gluckernd schenkt Frau Merkel sich ein halbes Glas Mineralwasser nach.
Evian.
Nur vom besten für die besten.

In seiner aus dem Fenster schauenden Kontemplation durch das leise Kratzen von Fingernägeln über die mittaglichen Bartstoppeln Herrn Schäubles gestört, wirft Phillip Rösler einen ärgerlichen Blick in die Runde.
Gelangweilt quittiert Anette Schavan sowohl das eine, als auch das andere mit dem Anflug eines Gähnens.

Schäuble, der alte Prolet...

"So geht das nicht weiter, Kolleginnen und Kollegen!" erhebt Rösler endlich die Stimme. "Wie sollen wir mit dieser Anweisung von oben..." - schnell wirft er einen Blick zur Kohlensäurebläschen zählenden Kanzlerin - "...Ich meine, mit der Bitte des Bankenkonsortiums, die Bürger von diesen unangenehmen Geschichten rund um die finanzielle Lage abzulenken, umgehen?"
"Ja, was sollen wir tun?" fragt Frau von der Leyen mit halbwegs interessiertem Augenaufschlag.
"Totschweigen wird nicht ewig funktionieren", wagt Kristina Schröder in die Runde zu werfen, "die Leute sind ja nicht blöd."

Spöttische Blicke von allen Seiten dreschen wie Knüppel auf sie ein. Dummes, junges Ding - was weißt du denn?

Mit selbstsicherer Langsamkeit bringt Angela Merkel sich in eine aufrechte Position, den Blick bedauernd von den immer noch im Glas aufsteigenden Gasperlen abwendend: "Einer muss den schwarzen Peter nehmen." Fast flüsternd, in aufreizend dominanten Ton macht sie sich vernehmbar.

Plötzlich herrscht gespannte Aufmerksamkeit im Raum. Die Cheffin hat offensichtlich etwas beschlossen, sie wird den Karren aus dem Dreck fahren. Jeder hat ihr das zugetraut; man hat geradezu auf den entscheidenden Moment gewartet.

"Ramsauer", spricht sie den amtierenden Verkehrsminister direkt an, den Blick fest und entschieden auf selbigen gerichtet, "wie läuft denn alles so im Verkehrsministerium, hm?"
Vor Nervosität erschauernd antwortet der soeben erwählte: "Danke, gut soweit. wir liegen im Budget, die Verkehrswege sind in einem guten Zustand, die Maut wird akzeptiert und den Rest können wir auf die Bahn abschieben, die macht sich gern unbeliebt derzeit. Es ist alles im grünen Bereich, würde ich sagen - ohne jetzt genaue Zahlen im Kopf zu haben."

"Eben".
Frau Merkel lässt ein Lächeln aufblitzen. Kaum merkbar und nur von Eingeweihten zu deuten.
"Eben, eben, lieber Ramsauer. Sie sind recht beliebt geradezu, wie die Meinungsumfragen verlauten lassen, wie?"
"Nun, Frau Bundeskanzler, ich bin relativ neu im Amt. Ich hatte noch keine wirkliche Chance, mich unbeliebt zu machen", versucht er zu scherzen.

Doch das selbstironische Grinsen bleibt ihm im Halse stecken, als ihm klar wird, worauf das vermeintliche Lob seiner Cheffin hinausläuft.

"Sagen Sie", übergeht Merkel den naiven Scherz ihres Ministers mit einem freundlichen Lächeln, "wie stehts eigentlich um die Verkehrsunfallstatistiken, so ganz allgemein gesehen?"
"Oh, ich müsste mir die aktuellen Zahlen schnell kommen lassen", antwortet der Delinquent, "aber ganz im Allgemeinen haben wir eine Abnahme inbesondere der Unfälle mit Todesfolge, und zwar bei steigendem Verkehrsaufkommen." 
Nun glaubt er sich wieder sicher im Sattel, seine Miene entspannt sich sichtlich.

"Auch bei den Fahrradfahrern, Ramsauer?" flötet Merkel harmlos hinterfragend.
"Gerade dort, Frau Kanzler. Die Aufhebung der Benutzungspflicht für Radwege hat dafür gesorgt, dass Autofahrer nun eher auf Radfahrer aufpassen, offensichtlich."
"Ah ja. Sehr schön. Sagen Sie, gab es da Ende der 70er Jahre nicht mal die Diskussion um eine Einführung der Helmpflicht für Radfahrer?"
"Ja, gewiss, aber das war ja sozusagen ein Schuss in den Ofen. Neben der Tatsache, dass durch Studien erwiesen wurde, die Helmpflicht würde sich negativ auf die Bereitschaft mit dem Rad, statt dem Auto zu fahren auswirken, stellte sich durch diese Studien ebenfalls heraus, dass der Helm an sich in Bezug auf die Verletzungsstatistik eine völlig untergeordnete Rolle spielt. Außerdem war die Akzeptanz der Idee bei der Bevölkerung gleich null."
"Ach, sieh an..." Die letzten Worte seiner Ausführung hat die Kanzlerin mit einem geradezu begeisterten Gesichtsausdruck zur Kenntnis genommen. Ein würdevolles Gesicht aufsetzend richtet sie sich zu voller Größe auf.
"Damen und Herren Minister, ich bin der Meinung, wir müssen unsere radfahrenden Bürger vor dem Restrisiko des öffentlichen Straßenverkehrs dadurch bewahren, dass wir eine Helmpflicht gesetzlich verankern. Stimmen Sie mir da zu, Herr Ramsauer?"

"Nun, Frau Kanzler, die Unfallstatistiken..."
"Die Statistiken für dieses Jahr haben ja nun noch keinerlei Aussagewert. Das Jahr ist ja noch nicht zu Ende, nicht wahr? Herr Ramsauer?"
"Ja, äh..."
"Gut, dann wäre das ja geklärt. Schäuble, Sie nehmen Kontakt mit den Banken auf und berichten denen, Kollege Ramsauer hätte sich etwas einfallen lassen, um die Bürger zu beschäftigen. Herr Pofalla, Sie sorgen bitte dafür, dass die Medien gebührend Anteilnahme am Vorschlag des Kollegen nehmen und Sie, Frau Aigner, werden als Verbraucherschutzministerin schon mal eine entgegengesetzte Meinung verfassen, damit den Leuten klar wird, dass sie das Ganze Geld kostet. Abschließend möchte ich mich für die fruchtbare Zusammenarbeit mit allen Gremien bedanken und - Ramsauer", ein Zwinkern huscht der Kanzlerin über das Gesicht, "- ganz großes Kino, wirklich! Gute Arbeit, sehr mutig!"

--

Natürlich habe ich tatsächlich absolut keine Ahnung, was neulich um viertel vor elf im Bundeskanzleramt passierte.
Vermutlich gar nichts.

Gut vorstellen kann ich mir die Szene aber schon.
Zumindest wäre es eine Erklärung dafür, wie ein Bundesminister in Zeiten wie diesen, wo uns so langsam aber sicher bewusst wird, dass das Wasser uns bereits bis zum Hals steht, auf einen solchen Dummfug kommt den Bürger dazu zu verdonnern, zukünftig mit Plastikhelmchen auf dem Kopf zur Arbeit zu Radeln.
Pleite zwar, aber immerhin mit geschütztem Kopf.

Danke, für die lustige Ablenkung vom alltäglichen Ruin, Herr Ramsauer - mal so gesehen.

©  Michael Pils

Donnerstag, 9. Juni 2011

Die Würde des Menschen ist unantastbar.



„Die Würde des Menschen ist unantastbar. 
Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“



So steht es im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (Artikel 1; Absatz 1) geschrieben.

http://www.bundestag.de/dokumente/rechtsgrundlagen/grundgesetz/gg_01.html


Auch bei Wikipedia gibt es etwas zum Thema "Menschenwürde" zu finden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Menschenw%C3%BCrde



... und ...



Wie schaut die Umsetzung, wie wir es erleben können, aus?



Die Würde des Menschen, wird in diesem Rechtsstaat nur dann geachtet, so lange er für den Sinn und Zweck dieses Staates funktioniert. Sobald dies nicht mehr der Fall ist, darf der Mensch sich glücklich schätzen, wenn seine Daseinsberechtigung toleriert wird. Sollte der Mensch es dennoch wagen irgendeinen Anspruch geltend zu machen, wird er mit Demütigungen und Entwürdigung geächtet und gestraft.




http://www.european-news-agency.de/mixed_news/glueckstadt_die_wuerde_des_menschen_ist_unantastbar-46160/



Armes Deutschland!




© by Emma (9.6.2011)

Montag, 11. April 2011

Im Ostern nichts neues

Heute früh hatte ich das Gefühl, dass mich zu wenige Menschen hassen.

Also beschloss ich, diesen Zustand zu ändern und es mir mit diesem Eintrag bei der anteilsmäßig größten Bevölkerungsgruppe in diesem Land zu verscherzen.

Hallo Christen!

Fangen wir also gleich an:
Wer war zuerst da? Das Huhn, oder das Ei?

Der gewiefte und gebildete Leser weiß natürlich, dass er mit dieser Frage kurz aufs Glatteis geführt werden soll, um dann im weiteren Verlauf komplett ins Straucheln zu geraten.
Auf so etwas ist man ja vorbereitet, wenn man hier regelmäßig liest.
Natürlich kann die Antwort nur lauten, dass diese Frage eher philosophischer, denn biologischer Natur ist und im engeren Sinne nicht abschließend geklärt werden kann, da beide Parteien kausal miteinander eng verwoben sind und in einem existenziellen Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen. Selbst rein biologisch gesehen ist die Entwicklung von Huhn und Ei wahrscheinlich evolutionstechnisch parallel zueinander gelaufen, solange es explizit um das Hühnerei geht.

Hey, das war gut!
Weiter gehts - wer war zuerst da? Der Hase, oder das Ei?

Aha! Es geht um Ostern. Jetzt wird es kritisch, dem blöd-Frager steht doch bestimmt etwas bitter provokantes im Sinne. Also immer schön sachlich bleiben.
Rein metaphorisch betrachtet sind Hase und Ei saisonal populäre Symbole der Fruchtbarkeit, des Frühlings, des wieder erwachenden Lebens. Beim Ei ist klar, wieso das so ist. Schließlich ist das Ei der Ursprung, die Keimzelle des Lebens. Beim Hasen, der eigentlich ein Karnickel ist, wird es verständlich, wenn man dabei den Sinnspruch "die vermehren sich wie Karnickel" im Kopfe hat - oder sich vor Augen führt, dass männliche Kaninchen "Rammler" heißen. Fruchtbarkeit, erwachendes Leben - alles Symbole, die zu Ostern besonders aktuell sind. Letztendlich kommt es also auf die Versinnbildlichung an, und nicht darauf, welches Symbol von beiden zuerst da war.

Aha, soso.
Nun denn: Was war zuerst da? Jesus, der Hase, oder das Ei?

Wie bitte? Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Wie kann man denn diesen Vergleich überhaupt ziehen? Natürlich war Jesus noch vor den Ostersymbolen da, denn schließlich feiern wir Ostern ja wegen ihm. Er hat Ostern zum höchsten christlichen Fest bestimmt, wir feiern zu diesem Fest seinen Leidensweg, die Passion, sowie die Kreuzigung, als sowohl auch die Auferstehung des HERRN.

Ach, ist das so?
Mit Hasen und Eiern?

Was nun feiern wir jetzt eigentlich wirklich?
Und warum mit diesen seltsamen Symbolen?

Zuerst einmal: Jesus war, wenn man die Zeitrechnung die auf seiner Geburt basiert zugrunde zieht, bereits etwa 300 Jahre lang tot, als Ostern in der Form, wie wir es heute feiern, während des Konziles von Nicäa (Nizza) als höchstes christliches Fest initiert wurde. Auf diesem Konzil wurde, nebenbei bemerkt, auch erst seine Gottgleichheit beschlossen. Es wurde bestimmt, was in die Bibel kommt - und was besser nicht, und der Papst wurde als unfehlbar bestimmt.
Daher zweifelt heute auch niemand mehr an dem, was damals vereinbart wurde.

Das Osterfest wird im lateinischen mit "Pascha" bezeichnet, was sich vom hebräischen "Pessach" ableitet.
"Pessach" ist das Passah-Fest der Juden, mit dem sie den Auszug aus Ägypten feiern.
Ostern und Passah haben also nicht nur den gleichen lateinischen Namen, sondern finden zum gleichen Termin statt, nämlich am Wochenende nach dem ersten Frühlingsvollmond.
Das macht Sinn, denn schließlich haben die Römer (nicht die Juden) den Thronanwärter Jeschuah ben Josef ben David am Tag vor dem Sabbat des Passahfestes zu Tode gefoltert.  Am Karfreitag.
Samstag ist dann der Tag der Grabesruhe - und am Sonntag findet die Auferstehung statt.
Zumindest in den Passionsspielen.

Aber was haben Hase und Ei damit zu tun?
Richtig.
Nichts!
Ebensowenig wie der Name "Ostern".

Der bedeutet nämlich vermutlich nicht, wie von christlicher Seite proklamiert, soviel wie "Osten" - also die Himmelsrichtung, aus der die Wiederkehr des gottgewordenen Jesus zu erwarten sei.
Eher leitet er sich von "Ostara", oder "Eostre" ab. Erstere war die Liebesgöttin der alten Germanen, letztere die Fruchtbarkeitsgöttin der Angeln und Sachsen. Beide wurden entweder in Begleitung eines Hasen oder Hasenköpfig dargestellt. Und zwar in weit vorchristlicher Zeit.
Auch das Ei als Symbol der Fruchtbarkeit spielte, nicht nur im europäischen Kulturraum, lange vor Christi Geburt schon eine große Rolle - selbst das Färben der Eier wurde in Grabbeigaben schon zu sumerischer Zeit nachgewiesen.

Germanische Götter, sumerische Fruchtbarkeitssymbole...
Wie lautet gleich nochmal das dritte Gebot der Christenheit?

"Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation..."

Oh je!
Geschäfte voller Schmunzelhasen, Kinder die Eier färben und am Sonntag auf der Suche nach selbigen andächtig durch den Garten streunen. Gestecke mit Frühlingsblumen und Eiern und Hasen an jeder Tür, auf jedem Tisch.
Und sowas an Ostern. Oder Passah. Oder wie heißt es jetzt wirklich?
Das wird ihm nicht gefallen, dem Eifersüchtigen.

Mir schon.
Mal so gesehen...

© Michael Pils

Quellen:
Wikipedia
Feste der Religionen
Punctum
Bibel Online
Gesunder Menschenverstand

Freitag, 8. April 2011

Dirty Termini

"Na" nuschelt sie mit gut gefülltem Mund, "du stehst wohl auf französisch, wie?"

Was soll denn diese Frage gerade jetzt? Was glaubt sie, da im Mund zu haben? Merkt man doch wohl, dass ich darauf abfahre.

"Nee, ist schon schlimm genug, wenn du mit vollem Mund deutsch redest. Keine Fremdsprachen bitte, mach einfach weiter mit dem, was du tust!"

Französich, griechisch, englisch, russisch... Wer hat sich das eigentlich ausgedacht? Und wie ist das mit den damit bezeichneten Sexualpraktiken in Bezug zu bringen?
Um das ganze Mal zu benennen, und die weniger sexuell orientierte Leserschaft nicht von vornherein auszuschließen, bringe ich die Begriffe mal in Zuordnung:

Französisch = Oralsex (vornehmlich Fellatio, der Cunnilingus ist, wie im richtigen Leben, ein wenig im Hintertreffen)
Griechisch = Analsex (funktioniert entgegen landläufiger Meinung auch bei heterosexuellen Pärchen gut. Zum Beispiel während der Periode, aber auch sonst)
Russisch = Griechisch für Hämorrhoidengeschädigte (Befriedigung mittels Verkehr des zwischen den Pobacken - oder der Schenkel - eingeklemmten Penis)
Englisch = Rollenspiele aus dem erzieherischem Bereich, BDSM für Spießer
Spanisch = Russisch für Busenfetischisten, gern auch "Tittenfick" genannt
Italienisch = Verkehr mittels eindringen des Penis in die Achselhöhle des Partners
Serbisch = Besonders rücksichtsloser Sex in Form einer gespielten Vergewaltigung
Indisch = Sex mit vielen, sich ständig abwechselnden und irrsinnig komplizierten Stellungen, eher was für Zirkusakrobaten

Amerikanisch gibt es übrigens nicht, obwohl auch Amerikaner gerüchteweise Sex haben. Sie dürfen nur nicht drüber reden.
Deutsch dagegen gibt es. Es handelt sich hierbei um die gute alte Missionarsstellung, welche zu unrecht als langweilig verrufen ist. Kommt halt immer drauf an, was man daraus macht.

Soweit, so gut...

Ich kannte mal eine Französin.
Marie...
Die konnte schon nicht küssen; mir vorzustellen, was die mit ihrem Mund in tieferen Regionen meines Körpers angestellt hätte, widerstrebt mir. An der konnte es wohl eher nicht liegen, dass wir ihre Nationalität mit Oralsex in Verbindung bringen.
Außerdem, wenn Franzosen ihr Liebesleben lutschend und leckend gestalten, warum gibt es dann so viele von denen? Gerade bei der Abneigung, welche die Angehörigen der Grande Nation gegenüber allem Fremden hegen, dürfte es doch um deren Geburtenrate dann nicht gerade gut bestellt sein.
Oder sollten die doch heimlich hin und wieder "deutsch" praktizieren?

Apropos deutsch, meinen Erfahrungen nach sind wir in diesem Zusammenhang dann ja wirklich Multikulti.
Trotzdem sinkt bei uns die Geburtenrate.
Das scheint also nicht an den Fähigkeiten im Umgang mit anderen "Sprachen" zu liegen; vielleicht eher daran, dass selbige recht wenig mit dem Zeugungsakt an sich zu tun haben.
Bringt mich der gut gemeinte Ausruf "Deutsche, macht's öfter deutsch!" nun auf eine Stufe mit Herrn Sarrazin?
Ach, dann macht's doch, wie ihr wollt...

Hauptsache, es macht Spaß :)



© Michael Pils

Mittwoch, 6. April 2011

Angebot und Nachfrage

Ich bin ja lange Zeit ein bekennender Fan japanischer Sportwagen gewesen.

Im Ernst; ich habe sie alle gefahren. 100 NX, 200 SX, nen Z, eine Eclipse, einen 3000 GT und zwei Celicas. Nur einen nicht.
Ich hatte nie einen Skyline GT-R.
Den gab es nämlich nur als Direktimport aus Japan, oder über englische Grauhändler und hat daher unverhältnismäßig viel gekostet. Nicht, dass er mir den horrenden Betrag, der für die Reise nach Japan, den Kauf vor Ort, das Exportgehadere mit Containeranmietung und drei Wochen Schiffstransport nicht wert gewesen wäre. Ich hatte, simpel gesagt, soviel Geld einfach nicht zur Verfügung.

Nun sollen ja Direktimporte aus Japan neuerdings einen ziemlichen Preisverfall haben.
Hört man so.
Hm...

Gut, das ist jetzt vielleicht nicht wirklich lustig.
Soll es aber auch gar nicht sein. Der Hintergrund der Überlegung ist nämlich ein sehr ernster.
Nicht unbedingt todernst - aber nahe dran.

Gestern ist in den Nachrichten beiläufig erwähnt worden, dass die Herren Atomkraftwerkbetreiber in Fukushima jetzt damit beginnen, schwach kontaminiertes Wasser aus den überlaufenden Kühlbecken ihrer geplatzten Reaktoren ins Meer zu leiten. Wieviel Wasser das ist, wurde nicht erwähnt, aber nach drei Wochen verzweifelten Kampf um die teure Reaktortechnik dürfte es sich dabei nicht um zwei oder drei Liter handeln. Eher wohl um mehrere hunderttausend.

Wasser befindet sich in einem Kreislauf. Mir ist das einmal sehr beeindruckend im Klimahaus vor Augen geführt worden. Wenn hier bei uns in der Nordsee Schwermetall verklappt wird, sind die Auswirkungen davon in einer berechenbaren Zeit im Alaska Seelachs, der dann hier bei mir um die Ecke zu Fischstäbchen verarbeitet wird, spürbar. Die Meeresströmungen sorgen dafür.
Wenn in Amerika ein Industrieller den Baggersee hinter seiner Fabrik als Müllkippe für giftige Chemikalien (gibt es auch ungiftige Chemikalien?) mißbraucht, wird bei uns irgendwann der Salat sauer. Die Verdunstung und das anschließende Abregnen der dadurch entstandenen Wolken sorgt dafür.

Wenn in Japan ein Hafen verstrahlt wird, werden bei uns drei Wochen später die Fische im Dunklen leuchten.
Drei Wochen, wenn wir uns an die Importproblematik des anbetungswürdigen GT-R von oben erinnern, ist die Zeit, die ein Containerschiff aus dem japanischen Meer bis hierher, vor meine Haustür, benötigt.

Ich bin mal gespannt, was in den Schiffen hierher transportiert wird.
Vielleicht ja Strahlenschutzanzüge.
Aus japanischer Produktion.
Das kurbelt dann die am Boden liegende japanische Wirtschaft wieder an. Im Rahmen der allgemeinen Solidarität mit dem armen Volk dort wäre das ja zu begrüßen. Man bringt ja gerne Opfer.

Ich denke, ich kaufe mir doch den GT-R.
Wenn er dann ankommt, in drei Wochen - per (verstrahltem) Schiff - habe ich immerhin somit die Möglichkeit, mich mit Höchstgeschwindigkeit von hier abzusetzen.
320 Sachen fährt die Karre.
Vielleicht reicht das gerade noch so...

...mal so gesehen!

© Michael Pils

Donnerstag, 24. März 2011

Moratorium - Mysterium

Also, dass muss ja mal gesagt werden.

Die Regierung ist nach der Katastrophe in Japan wirklich fix damit gewesen, endlich mal im Sinne des Volkes etwas zu unternehmen, damit uns ähnliches wie im Land der explodierenden Kernkraftwerke aufgehenden Sonne erspart bleibt. Mutig und ohne lang Vor- und Nachteile abzuwägen wurde die einst beschlossene Verlängerung der Laufzeiten deutscher Atomkraftwerke mit Hilfe eines Moratoriums ausgesetzt um umfassend zu prüfen, ob sie wirklich so sicher seien, wie vor kurzem noch mit fester Überzeugung behauptet wurde.

Ach, ist das so?

Wenn da nicht die Fremdworte wären...
Was ist das eigentlich, ein Moratorium? Klingt ja beeindruckend, irgendwie nach Moral, und hat etwas sakrales an sich.
Wikipedia hilft hier gerne weiter:

Ein Moratorium (lat. morari für „verzögern“, „aufschieben“) ist allgemein die Entscheidung, eine Handlung aufzuschieben oder zeitlich befristet zu unterlassen oder ein Abkommen vorübergehend außer Kraft zu setzen.
Es bezeichnet insbesondere:
  • bei strittigen Projekten (Flughafenbau, Flussbegradigungen, Kernkraftwerkslaufzeiten usw.) eine Unterbrechung der Arbeiten mit dem Ziel, durch Verhandlungen einen Kompromiss zu finden;
  • (...)


War wohl nix mit Moral...
Das allererste, was ich getan habe, als ich die Rede unserer Kanzlerin verfolgte, in der sie dieses politische Mittel ankündigte, war: den Wahlkalender zu Rate zu ziehen.
Interessant, wo in den nächsten drei Monaten, also der Laufzeit des Moratoriums, überall in diesem Land während des "Superwahljahres 2011" gewählt wird, oder bereits wurde:

- Sachsen-Anhalt (20. März)
- Baden-Würtemberg (27. März)
- Rheinland-Pfalz (27. März)
- Hessen (27. März - Kreiswahlen)
- Bremen (22. Mai)

Merkt jemand was?

Bis Ende Mai sind dann fünf wichtige Wahlen absolviert, in denen eine ganze Menge Wähler ob der mutigen und volksnahen Entscheidung der Regierenden wahrscheinlich mächtig beeindruckt davon sind, dass man so schnell und unkompliziert auf ihre Ängste und Sorgen bezüglich des Schreckgespenstes Atomkraft eingeht.
Das ist ja endlich mal richtig Demokratie. Das Volk geht auf die Straße und will keine Atomkraft mehr - und die Kanzlerin stellt sich hin und schaltet die Kraftwerke ab. Einen solchen Vorgang nennt man in der Politik "Moratorium", ganz sicher ist das so.

Wie enttäuscht werden diese Wähler wohl sein, wenn die Aussetzung der Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke im Juni einfach ausläuft und das Gesetz zu eben dieser Verlängerung ebenso legal, wie stillschweigend zur Anwendung kommt?
Oder ist die Aufregung bis dahin so weit abgeklungen, dass man keine Notiz mehr davon nimmt?

An Ablenkung von diesen Umständen wird ja schon fleißig gearbeitet, indem die Regierung ihren Willen zu absoluter Friedfertigkeit dadurch äußert, dass alles deutsche Militär aus Gebieten abgezogen wird, in denen man Gefahr laufen könnte, ein arabisches Volk bei seinem Streben nach Freiheit unterstützen zu müssen (während weiter still und heimlich ein im Gegensatz dazu völlig sinnfreier Krieg in Afghanistan geführt wird).

Und wenn das alles nicht hilft, wird halt in den Nachrichten einmal wieder ein Zickenkrieg bei DSDS vorn angestellt. Möglichkeiten gibt es viele.

Nur eines ist utopisch:

Dass die Kanzlerin sich vor eine Kamera begibt um sich artig für die vielen Wählerstimmen zu bedanken, die sie sich und ihrer Partei mit diesem Verrat am Volke gesichert hat.

Das wäre dann zwar taktisch unklug - aber wenigstens ehrlich.
Doch Ehrlichkeit hat in der Politik nichts verloren.

Schade, mal so gesehen...
© Michael Pils

Donnerstag, 17. März 2011

Und Gott sprach:

"Versklavt die Erde, zerstört sie und beseitigt alles Leben!"

Wie bitte?
Ach so, er sagte "...und macht sie euch untertan und herrscht..."?
Untertan, herrschen, meine Güte - wollen wir uns doch nicht an Begrifflichkeiten festhalten, oder? Was Gott uns in der Dominium terrae mitteilt, meint doch nichts anderes, als was wir daraus gemacht haben!

Gen 1,28: Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.

Na bitte, dann ist doch alles klar. Wie ein Herrscher das eben so tut, nehmen wir uns, was wir brauchen, laugen die Erde aus bis zum geht-nicht-mehr und lassen überall, wo wir uns ausbreiten, nichts als Chaos und Zerstörung zurück. Haben doch die Herrscher, die wir uns erwählt haben, schon seit Urzeiten nicht anders gemacht.
Könige haben ihre Völker verhungern lassen und nahmen ihnen Hab und Gut, wenn sie ihre Abgaben nicht zahlen konnten. Dafür durften die Bauern dann in den Krieg ziehen, wenn es den König juckte.
Päbste haben die Gläubigen bis auf den letzten Taler ausbluten lassen; gefoltert und getötet, sobald sie auf jemanden stießen, der ihre Macht gefährdete - oder das Geld hatte, welches die Kirche dringend brauchte.
Politiker lebten immer schon auf Kosten ihrer Untertanen und belogen und betrogen sie im Ausgleich dafür.
Firmenchefs sehen heute noch ihre Angestellten gern mal in Zahlen, statt aus Fleisch und Blut, und lassen bei ihren Entscheidungen jegliche Menschlichkeit missen. Solange es ihrem eigenen Reichtum Wohl zu Nutze ist.

Und eben so gehen wir mit der Erde um. Umwelt gibt es doch genug, was macht da das eine oder andere verschmutze Meer schon aus?
Was der eine oder andere Quadratkilometer verseuchter und zerstörter Erdboden?
Wir brauchen schließlich keinen Sand, kein Gras und keine blöden Regenwürmer.
Nein - wir brauchen Öl!
Und Strom!
Und Bodenschätze!
Schließlich ist die Erde, verdammt nochmal, unser Untertan. Die hat sich gefälligst zu fügen und uns zu ernähren. Und Geld, Geld muss sie uns bringen. Schließlich sind wir die Herrscher in diesem Spiel.
Gott hat das gesagt.

Aber hat er das auch gemeint?

Neuere Übersetzungen des hebräischen Originaltextes der Genesis haben da ein Problem entdeckt.
Das Verb "kadasch", welches bisher mit "untertan machen" übersetzt wurde, bedeutet auch "als Kulturland in Besitz nehmen", oder "dienstbar/urbar machen" - das Verb "radah" meint statt "herrschaftlich auftreten" auch den Umgang eines Hirten mit seiner Herde.

Meinte Gott am Ende dann vielleicht doch "...macht die Erde fruchtbar und kultiviert sie und kümmert euch fürsorglich..."?
Wie peinlich, dass selbst diejenigen, zu denen Gott angeblich spricht, das bisher gar nicht so verstanden haben.
Vielleicht haben sie nicht richtig zugehört.

Ich weiß, man nennt mich Spinner - aber wie wäre es denn, wenn wir - wir alle(!) - uns Gedanken um das machen, was wir als gewohnte Herrscherstrukturen anerkennen? Wie wäre es, wenn wir von einem Herrscher mehr fordern, als seinen Reichtum zu mehren? Und wenn wir im kleinen damit beginnen?
Wie wäre es, wenn wir mehr darauf achten, welchen Sinn Worte ergeben, die wir lesen, statt sie einfach nur vorbehaltlos zu akzeptieren? Und dann einfach umdenken?

Möglicherweise würde uns das bewahren.
Vor dem, was man heute "Tsunami" nennt.
Früher hieß es "Sintflut"...

Mal so gesehen.
© Michael Pils

(Siehe auch: Wikipedia)

Freitag, 11. März 2011

Ein grauenvoller Morgen oder wie ich dem Tsunami zuschauen muss




Ein Tag kann sehr schön beginnen. Man steht mit einer Tasse Kaffee am Fenster und schaut wie die Märzsonne dem Himmel in wunderschönen Farben emporsteigt und gleichzeitig überlegt man sich was man heute schönes machen möchte.

Ein Tag kann aber auch damit beginnen, wie man mit seiner Tasse Kaffee vor dem TV sitzt, da man irgendwie über den Stand der Dinge bescheid wissen möchte und sich die Nachrichten reinzieht. IN einer Nacht tiefen Schlafs kann so sehr viel geschehen.

Zwischen zwei irgendwie seichten Beiträgen, zur naiven Unterhaltung des Zuschauers, wird eine Eilmeldung dazwischen geschoben, das ein Tsunami gerade die Nordküste Japans überflutet, nach dem das schwerste Erdebeben seit 80Jahren das Land erschüttert hat. Kraftwerke stehen still. Ölraffinerien brennen sowie alleine in Tokio über 12 Großbrände entflammt sind.

Ein Schreck in der Morgenstunde. Großes Entsetzen und Mitgefühl für alle Betroffenen und die ersten Bilder, wie die Welle sich in Windeseile über das Land hinwegzieht, machen mich sehr nachdenklich.

Der nächste Schönheitsratgeber, den dieser private Sender zu bieten hat, wird eingeblendet und ein kleiner 7 jähriger Junge, welcher weiß wie eine Erdbeben entsteht, möchte nun wissen wie ein Tsunami entsteht.

Der Beitrag im TV ist immer noch im Gange und die sachliche, fachliche und kindgerechte Erklärung für das Kind auch, als auf einmal die bildliche Darstellung gecuttet wird und man eine riesige Flutwelle vor Augen sieht.
Die Worte des Moderators: „Hier können wir live sehen, wie gerade die zweite Flutwelle, von einer Größe von mind. 10Metern die Ostküste von Japan erreicht.“
Dann folgen stumme Luftaufnahmen, die die Welle begleiten.
Kein Wort.

Entsetzen über die mediale Gestaltung macht sich breit. Welch Sensationslust soll hier verbreitet werden. „Ich möchte nicht hilflos Opfer einer solchen Darbietung werden.“
So wird mit der Fernbedienung geschaut, ob sich auch andere Sender diesem Ereignis auf die gleiche Weise widmen und eine Liveübertragung gestartet haben.
Erleichterung.
Zum ersten Mal, kann man sich seit dieser Amtsperiode, auch über den Außenminister freuen.  Dennoch möchte man wissen, wie weit wird auf der anderen Seite das Spiel getrieben. Soll der Zuschauer wirklich dabei sein, wenn die sozusagen dritte Naturkatastrophe, hintereinander, über das flächenmäßige doch sehr kleine Japan hereinbricht. 



Die erste Vorwelle zerbricht gerade am Strand und breitet sich aus. Für den Kameramann im Helikopter heißt das, jetzt schwenken wir mal auf die aufgebäumte Wasserwand, wie sie sich immer schneller auf das Land zurollt.
Es sind ja nur noch einige Meter.

Ein Stoßgebet wird zum Himmel geschickt. „Besinnt Euch. Seit vernünftig. Es ist doch schon grausam, das wir Menschen die Erde so sehr ausbeuten, das sie sich nicht mehr anders zu wehr setzen kann. Doch bitte, hört auf mit dieser Sensationsgier.“
Wahrscheinlich ging es irgendjemanden im Sender ebenso, denn mit einer Werbeunterbrechung endete genau da die Liveübertragung.

Erleichterung macht sich breit, denn das wäre für einen Morgen wie diesen zu viel gewesen. Wenn gleich man vor diesem Geschehen auch nicht die Augen verschließen darf und soll. Dennoch sollte sich die Sensationslust zurückhalten und eine Liveübertragung einer so großen Naturkatastrophe ist einfach nur widerlich
.
Hilflosigkeit macht sich breit, mit dem Wissen welch Grausamkeit die Menschen vor Ort jetzt in dem Moment durchleben müssen. Über die globalen Auswirkungen, wenn ein solches Drama, in einem wirtschaftlich nicht so unbedeutendem Land, geschieht.



Das sind dann die Momente in denen ich, Emma, mir wünschte das die Menschen endlich beginnen aufzuwachen. Nicht nur in ihrer Gier von Profit und Macht alles herunter wirtschaften. In ihrem Geltungsdrang und ihrer Senationslust sich an so etwas aufgeilen und vergleichen, nur damit sie einmal nach langer Zeit das Gefühl haben, ach wie geht es mir doch gut.
Gleichzeitig sollten alle medialen Verfügbarkeiten sensibler und auf hilfreicher Weise eingesetzt werden und nicht um noch eine Ausbeute daraus zuziehen, nur um Anerkennung auf dem wirtschaftlichen Markt zu profilieren.


© by Emma (11.3.2011)

N24

Tagesschau 


Montag, 21. Februar 2011

Liebesbeziehung? Beziehungsliebe? Und was Wein damit zu tun hat...

Was ist das eigentlich, was wir immer mit Beziehungen haben?

Diese Betonung auf "Das ist eine Beziehung" - "Das ist so keine Beziehung"?
Werfen wir doch mal ein Auge darauf, was eine Beziehung eigentlich ist:

Ich unterhalte Beziehungen zu vielen Menschen, einige sind geschäftlicher, andere privater, und wieder andere sind freundschaftlicher Natur. Was drückt das nun aus?
- Es gibt einen Bezug, zu dieser oder jener Person?
- Ich beziehe mich auf irgendetwas, was diese Person betrifft?
- Es zieht mich zu dieser Person hin?

Hm...

Das englische Wort für "Beziehung" ist "relationship". Dieses Wort ist dem lateinischen "Relatio" entlehnt, was wiederum soviel wie "zurücktragen" bedeutet. Zurücktragen? Aha... Der eine trägt etwas irgendwo hin, der andere trägt es zurück. Gemeinhin nicht wirklich das, was man unter Beziehung versteht, kann sowas doch schnell mal zu Ärger führen, wenn beide sich gegenseitig ständig den Kram irgendwo hintragen.
Möglich, dass hier aber eher "Nachtragen" gemeint ist. Das kommt dann schon wieder hin, in einer Beziehung ist man ja gerne mal nachtragend, wenn einer von beiden Mist gebaut hat - obwohl das ja auch nicht im Sinne des Erfinders Beziehungsmenschen sein kann.

Aber halt, da gibt es ja noch den ins deutsche getragenen Ausdruck "Relation", der dann wiederum auch von "Relatio" abgeleitet ist. Eine Relation ist das, was das Verhältnis zweier Gegenstände zueinander beschreibt.
Sieh an, aus der Beziehung wird ein Verhältnis - im allgemeinen ein eher negativ behaftetes Wort, ist ein Verhältnis doch etwas, was gerne im Verborgenen bleibt, in der Öffentlichkeit nichts zu suchen hat.

Nein, das kann es auch nicht sein...

Ich glaube, die Suche nach dem, was eine "Beziehung" für uns ist, führt in die gleiche falsche Richtung, wie der gemeinhin gegangene Weg, um eine solche zu haben. Warum den Weg nicht einmal neu beschreiten?

Warum nicht einfach mal jemanden kennenlernen ohne die Erwartung an eine wie-auch-immer-geartete Beziehung zu haben, sondern einfach alles auf sich zukommen lassen und versuchen, einen gemeinsamen Weg zu finden? Herausfinden, was verbindet mich mit diesem Menschen, wo fühlen wir gemeinsam, wo sind die Momente, in denen ich ihn um mich haben möchte. Können wir miteinander reden, träumen, planen? Gemeinsame Ziele setzen?

Und jetzt die Überraschung: Eine "Beziehung" habe ich dann schon längst - aber wenn der Faktor Zeit diese in Stille reifen lässt, wird etwas besonderes daraus.
Klingt fast ein wenig nach dem Verfahren, wie guter Wein ensteht...

Vielleicht sind Winzer diejenigen, die wissen, wie eine Beziehung funktioniert.

Ich werde mal einen fragen...

So dann, Prost - mal so gesehen!


© Michael Pils

Samstag, 12. Februar 2011

Valentinsverwirrung

Freut ihr euch auch schon alle auf Montag?
Richtig, am Montag ist der 14. Februar - der von den Blumenhändlern erfolgreich auch hierzulande propagierte Valentinstag.
Der Tag der Liebenden.

Komisch, ich dachte immer, für Liebende ist jeder Tag ein besonderer Tag.

Aber der Valentinstag ist, gemäß der Damen und Herren von Fleurop dann eben der besondere unter den besonderen Tagen, der Tag an dem man "...hab dich lieb" sagt.
Macht man sonst auch, zumindest viele von uns, mich inbegriffen.
Aber bezogen auf diesen Montag kostet das dann im Schnitt mal eben mindestens 30 Euro, wenn man es sagen will.
Im Gegenzug gibt es ein paar bunte Blumen.

Wenn der seelige Bischof Valentin von Terni, welcher am 14. Februar 269 u.Z. aufgrund seines christlichen Glaubens - und weil er Verliebte trotz kaiserlichen Verbotes getraut hat (christlich, natürlich - wenn schon, denn schon) hingerichtet wurde, wüsste, was für ein Kommerzkram aus seinem Todestag gemacht wird, wäre er traurig. Er hätte es bestimmt lieber gehabt, wenn sich die Menschen seiner selbst und er von ihm vertretenen Werte erinnern.
Wo er doch schon seinen Namen für das ganze Tohuwabohu gibt.

Bevor jetzt allerdings der Eindruck entsteht, es würde sich tatsächlich und eigentlich um einen christlichen Feiertag handeln, schnell noch der Hinweis darauf, dass es tatsächlich an dem ist. Allerdings wird hier nicht dem Bischof Valentin gedacht, sondern dem heiligen Kyrill. Valentin ist aufgrund seines niederen Ranges und der historisch nicht gesicherten Legende um ihn herum 1970 aus dem katholischen Generalkalender verschwunden.

Verschwunden?
Nein. 20 Jahre später taucht er wieder auf, der Schlingel. Wenn schon die Kirche nicht mehr des renitenten Ehestifters gedenken mag, so tut es denn der Blumenhandel, indem er eine uralte englische Tradition, die mittlerweile im Lande des der unbegrenzten Kommerzes Möglichkeiten zur marketingtechnischen Hochblüte gereift war, einfach in seinen hier und jetzt gültigen Kalender aufnimmt. Dieses Ereignis hat sich über die Jahre durch eine geschickte Imagekampagne und zuckersüße Werbung in unsere Hirne geschlichen, wobei bequemer Weise der Name des alten Feiertages beibehalten wurde.
Kyrilltag klingt ja auch wirklich nicht gerade romantisch...

Betrachtet man sich die Tradition, so kommt man nicht umhin zu fragen, ob die Engländer hier wirklich den Tag der Liebenden feiern - oder nicht vielleicht doch eher frühzeitig schon der Legalisierung von Swingerclubs Vorschub leisten wollten. Ursprung des Ganzen ist nämlich ein Gedicht von Geoffrey Chaucer, welches zwischen 1374 und 1380 u.Z. entstand. "The Parliament of Fowls" (Das Parlament der Vögel) heißt das Machwerk in 100 Strophen, indem der Autor über die Liebe an sich sinniert (ohne zu einer Erkenntnis zu gelangen, was interessant ob der Tatsache ist, dass er, trotz unsicheren Geburtsdaten, zum Zeitpunkt der Niederschrift sowohl um die 40 Jahre alt, als auch bereits etwa 15 Jahre verheiratet war), um sich dann ausführlich über das bunte Treiben der Paarfindung bei den Vögeln zum Ende des Winters auszulassen.
Dies nahmen unsere spleenigen Inselnachbarn, vermutlich diejenigen aus der besseren Gesellschaft, zum Anlass, sich den mittlerweile längst toten Valentin zum Vorbild zu nehmen und Paare auszulosen, die sich dann Blumen schenkten und Gedichte schrieben.
Also nix mit Liebenden, tunlichst sollten die Betreffenden sich bis dato nicht gekannt haben.
Schlawiner, die...

Klar, dass die Briten eine solch lustige Tradition dann mit in die Kolonie nahmen - als sie sich massenweise in die neue Welt absetzten, da es im eigenen Land mittlerweile nicht mehr viel zu lachen gab.

Alles in allem haben wir es also mit einer großartigen Errungenschaft der Demokratie zu tun. Freie Liebe für freie Menschen, welche der großartige Geist amerikanischen Unternehmertums aus den Ketten der gelangweilten europäischen Aristokratie befreit und für das gemeine Volk, mittlerweile ja vorgeblich auch frei, zugänglich gemacht hat.
Herrlich!
Bis auf die Preise. Die bleiben aristokratisch.

30 Euro für Blümchen, echt jetzt!

Mal so gesehen...

© Michael Pils

(Quellen: Wikipedia, Fleurop, Harvard University)

Samstag, 29. Januar 2011

Rumble in the Djungle

Wie schön, dass bei uns zu Lande Ruhe und Ordnung herrscht.

So kann doch unser Blick ganz entspannt in die Ferne schweifen und gebannt - sowie leicht sorgenvoll ob der dortigen Geschehnisse - in südlichen Gefilden verweilen um zu beobachten, was dort derzeit weltbewegendes passiert.

Wie bitte?
Tunesien?
Algerien?
Ägypten?

Nein, wie kommen Sie denn auf die Idee, dass die Medienlandschaft unser Interesse auf ein paar terroristische Kameltreiber lenken würde? Nur weil einige Wüstensöhne glauben, mit den von uns durch unzählige Urlaubsreisen unterstützten und geförderten Verhältnissen in ihren Ländern nicht mehr zurecht kommen zu können, müssen wir uns doch noch lange nicht den Fernsehabend davon versauen lassen.
Was wollen die denn?
Die haben doch alles dort!
Palmen, Strand, All Inclusive und Vollpension - man kennt das doch schließlich aus dem Urlaub. Herrliche Länder, freundliche Menschen. Man muss auch einfach mal mit dem zufrieden sein, was man hat...

Nein, nein.
Ich rede vom Dschungelcamp.
"Ich bin ein Star, holt mich hier raus".
Da findet das wirkliche Leben statt; was sich dort an Dramen abspielt, ist wohl kaum durch andere Ereignisse zu toppen.
Da keimt zwischen zwei prominenten Bewohnern der völlig unberührten australischen Wildnis zarte Liebe auf, schon werden sie auf garstige Art und Weise voneinander getrennt.
Alternde, aber trotzdem berühmte Schauspieler erfahren grenzwertig zwischenmenschliches und ändern plötzlich ganze Weltanschauungen.
Eine deutsche TV-Serien Ikone wird aufs schmählichste von ihrem hierzulande verbliebendem Lebenspartner verlassen, da dessen Gefühle beim Anblick der von ihm geliebtem, aber leider vom Schleim irgendwelcher ekeligen Tiere bedeckten Frau, plötzlich erkalteten.
Ein Topmodell verzweifelt fast an der Tatsache, dass es ihr nicht möglich ist einem menschlichen Bedürfnis nachkommen zu können.
Und dann die Prüfungen!
Da nehmen diese Berühmtheiten dem Beispiel eines Jesus Christus folgend unsägliche Unannehmlichkeiten stellvetretend für uns als psychologische Grenzerfahrung in Kauf, nur damit wir mit ihnen gleichsam durch die Hölle der Überwindung gehen - ohne den Hintern aus dem Sofa hieven zu müssen.

Mein Gott, ist das ein Spektakel! Und alles so echt und unverfälscht!

Am Hindukusch sterben deutsche Soldaten für nichts und wieder nichts - und der Verteidigungsminister macht eine Talkshow daraus?
Der Gesundheitsminister belügt uns alle mit der Reform der Krankenkassen?
Die Kanzlerin spricht von einer gemeisterten Krise - nur beim Bürger kommt der Konjunkturanstieg nicht an?
Herrgott, ja. Interessant...

Aber schau mal da, der Jay, der weint!

Oooch, der arme.

In diesem Sinne, weiterhin gute Unterhaltung.
Und bloß nicht ablenken lassen.
Nicht, dass jemand auf die Idee kommt, nachzudenken.

Mal so gesehen...

© Deepseadiver 2011

Freitag, 28. Januar 2011

Vom Terror mit dem Terror

Am Bahnhof beobachte ich schon seit einer Weile die beiden Bundespolizisten, welche aufgrund der aktuellen Warnung vor Terroranschlägen ungewohnt martialisch mit schusssicherer Weste und umgeschnallter Maschinenpistole patroullieren.

Als ich vor allem den Linken von beiden näher betrachte, frage ich mich allen Ernstes, ob ihm jemand gesagt hat, was das für ein Ding ist, welches er sich vor den stattlichen Bauch, die Mündung nach oben gerichtet, gebunden hat.
Um schnell auf einen Angriff, der nicht von direkt über ihm erfolgt, reagieren zu können, müsste er sich schon auf den Rücken fallen lassen und den massigen Körper in Richtung des Zieles drehen. Wobei die Wahrscheinlichkeit, dass sein Gegner sich bei einer solchen Aktion zu Tode lacht, wesentlich größer ist, als das selbiger durch einen Treffer aus der MPi auch nur einen Kratzer erleidet.

Mit grimmigen Blicken in die Menge, Holzauge sei wachsam, gehen die beiden an mir vorbei - und ich bin mir nicht sicher, was mich gerade mehr terrorisiert:
Die Vorstellung, dass irgendein vollbärtiger, fanatischer Irrer in diesem Augenblick eine Bombe im nächsten Mülleimer deponiert - oder dass die beiden Helden von eben die einzigen sind, die das verhindern sollen.

Tja, so ist das mit dem Terror.
Man weiß nie so genau, woher er droht...


© Michael Pils