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Mittwoch, 19. September 2012

As-salam 'alaikum - Friede auf euch

Tja, das waren noch Zeiten - damals beim alten Karl May.

Da streiften der deutsche Protagonist Kara Ben Nemsi (Karl, Sohn der Deutschen) und sein orientalisch-muslimischer Kumpel Hadschi Halef Omar friedlich Seit an Seit durch das wilde Kurdistan und waren in ihrem Respekt voreinander durch nichts zu erschüttern.

Der Glaube spielt keine große Rolle in diesen Klassikern der Abenteuerliteratur, zwar wird hin und wieder mal auf Unterschiede im Verhalten des streng muslimischen Halef Omar und des eher liberal-christlichen Karl hingewiesen, ab und an wird der religiös nicht gerade eifernde Karl auch als "Ungläubiger" bezeichnet - was ja streng gesehen, aus Sicht des Mohammedaners, zutrifft - aber ein Problem wird daraus nie gestrickt, soweit meine immer mehr verblassende Erinnerung an Kindertage mir dies noch vor Augen zu führen in der Lage ist.

So, und jetzt brennt die Botschaft der Ben Nemsis im Sudan, Flaggen werden verbrannt und Gebäude, die zum Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland gehören, werden von wütenden "Demonstranten" gestürmt.
Warum?

Wegen eines lächerlich schlechten Video-Machwerkes eines koptischen Ägypters, in dem auf amateurhafte Weise versucht wird, den Propheten Mohammed in einem nicht ganz günstigen Licht zu zeigen. Ungünstiger Weise ist dieses Filmchen in den Vereinigten Staaten von Amerika "produziert" worden.*

Wenn jetzt die US Botschaft im Sudan brennen würde, könnte man immerhin sagen, dass es da einen Zusammenhang gibt (obwohl es ja sinnvoller wäre, in Anbetracht der Nationalität des Filmemachers, die ägyptische Botschaft anzuzünden) - aber die deutsche Botschaft? Wie soll man das verstehen?

Ganz einfach, argumentiert der gewiefte Islamist (Achtung! Islamist ist nicht gleichzusetzen mit Mohammedaner, da ist ein Unterschied wie zwischen Juden und Chassiden, oder zwischen kanonischen Christen und erzkatholischen Hasspredigern), die deutsche Kanzlerin hat ja damals im Zusammenhang mit den Mohammed-Karikaturen, welche in einer dänischen Zeitung erschienen sind, geäußert, das solches durch die Pressefreiheit und die Freiheit zur Äußerung der eigenen Meinung zu legitimieren sei.
Und das sei dann ja wohl mehr als Grund genug, den bösen Deutschen jetzt mal ein wenig einzuheizen.

Ja, nun...
Was soll man da noch sagen? Manchmal setzt der Verstand bei einigen Menschen wohl aus.

Wirklich schlimm ist eigentlich, wie dann hierzulande damit umgegangen wird.
Das Muster ist, spätestens seit dem 11. September 2001, immer das Gleiche. Wenn irgendwo auf der Welt jemand gegen Werte, die uns wichtig sind, auf die Barrikaden geht, geben wir nach.

Bloß nicht provozieren...

Wenn man sich mal vor Augen hält, wie zunehmend die persönlichen Freiheiten der Menschen in den "westlichen Demokratien" zugunsten des lieben Friedens mit agressiven, religiös verblendeten Fanatikern eingeschränkt werden - und sich dann vor Augen führt, dass genau solches ja das Ziel der Terroristen vom 11. September war - dann bleibt uns wohl nur übrig, einzugestehen das der "Krieg gegen den Terror" verloren ist.

Verdammt...

Eines meiner Steckenpferde ist ja die Kinderpsychologie.
Mal abgehoben von der Esakalation der Gewalt und ihren tödlichen Folgen betrachtet, erinnert mich die Situation und unser Umgang damit an ratlose Erwachsene, die mit schreienden, um sich schlagenden und tretenden, furchtbar aufgeregten Kinder, welche ihren Willen und die geforderte Aufmerksamkeit nicht bekommen, konfrontiert sind.
Eltern neigen in solchen Situationen dazu, nachzugeben und den lautstark geäußerten Wunsch des echauffierten Filius, gegen die ursprüngliche Absicht, zu erfüllen. Um des lieben Friedens willen.

Wir alle wissen aber, das genau das in Bezug auf eine erfolgreiche Erziehung der größte Fehler ist, den man überhaupt machen kann.
Denn was lernt das Kind aus diesem Verhalten seiner Eltern?

Genau: "Wenn ich laut genug brülle, bekomme ich was ich will."

Psychologen und Pädagogen raten in solchen Angelegenheiten dazu, das Kind mit zunehmender Lautstärke immer deutlicher zu ignorieren.

Was ich damit sagen will, mag sich der aufmerksame Leser gerne selbst zusammenreimen...

...mal so gesehen.

*Ich habe überlegt, das betreffende Video hier zu verlinken - bin aber zu dem Schluss gekommen, das dermaßen schlecht gemachtes nicht verbreitungswürdig ist.

© Michael Pils