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Samstag, 4. Februar 2012

Wer zuletzt lacht...

...hat den Witz nicht verstanden.

Viel zu lachen gibt es hier, entgegen dem was man sonst so aus meiner Schreibe gewohnt ist, nicht in letzter Zeit.
Das tut mir leid und ich möchte mich dafür entschuldigen.

Das meine ich wörtlich.

Es ist nämlich wirklich nicht meine Schuld, dass der Humor letztlich zu kurz kommt in der Kolumne des alltäglichen Irrsinns.
Mir ist das Lachen tatsächlich vergangen.
Nicht mal Galgenhumor ist übrig geblieben.

Nur noch der Galgen, im übertragenen Sinne...

Ich bin kein Nationalist.
Ich glaube nicht an die Überlegenheit des deutschen Ingenieurgeistes, ich glaube nicht an die sprichwörtliche Nachlässigkeit der Italiener, in meinen Augen sind nicht alle Engländer pferdezähnig und picklig und nicht jeder Rumäne ist automatisch ein Schwerkrimineller.
Deutschland ist für mich ein Begriff - und zwar ein Oberbegriff.
Für die Leute aus dem Süden, die Bewohner der Küste, die Menschen aus dem Ruhrpott. Für eine verlorene Identität, die niemand mehr findet, für fast 70 Jahre erfolgreiche psychologische Neuprogramierung und für ein herrliches Beispiel an Fügsamkeit aus der Resignation heraus.
Meine Heimat ist nicht Deutschland - wenn ich ein paar hundert Kilometer nach Süden fahre, verstehe ich nicht mal mehr die Sprache, die meine Mitdeutschen dort sprechen - meine Heimat ist die Geestlandschaft, die Marsch, der Deich und die Nordseeküste.
Wenn morgen die holländische Fahne am Rathaus meiner Stadt wehen würde, wäre das meinetwegen völlig in Ordnung. Vielleicht würde dann diese elendige Diskussion über die Legalisierung weicher Drogen ein Ende haben...

Würde morgen die europäische Flagge am Fahnenmast des Rathauses hängen, würde ich das unter Umständen auch gut heissen.
Unter Umständen.
Um genau diese Umstände geht es nun in diesem Beitrag.

Welcher der geneigten Leser hat sich schon mal Gedanken über die Kürzel EFSF und ESM gemacht?
Hand hoch!

Nein, das sind keine Casting- oder Kochshows, auch geht es hier nicht um neue Sportarten.
Beide Kürzel beschreiben Maßnahmen, die den Völkern Europas ihre Souveränität nehmen, um es mal auf den Punkt zu bringen.

Was?
Wieso?
Der EFSF, also der "Euro Rettungsschirm" und der ESM - der Europäische Stabilitätsmechanismus - sollen doch einfach nur unsere Währung retten, was hat das denn mit der Souveränität der Völker zu tun?

Ganz einfach: Beide Maßnahmen werden nicht nur über die Köpfe der europäischen Völker hinweg beschlossen, sondern sind nach ihrem Beschluss auch nicht mehr angreifbar.
Große Teile - der ESM kennt keine Limitierung - unserer Steuergelder fließen in diese Töpfe und sind danach jeglicher Kontrolle durch uns völlig entzogen - die Beamten des ESM sind für sämtliche Handlungen, die sie vollziehen, weder uns gegenüber verantwortlich, noch haftbar zu machen. Vor keinem Gericht dieser Welt kann der ESM, oder einer seiner Beamten oder Mitarbeiter, angeklagt werden.

Das ist ungefähr so, als würde ein Bekannter sich von euch Geld leihen wollen, einen richtig großen Batzen. Wenn er die Kohle bekommen hat, kauft er damit euer Haus, welches ja eigentlich der Bank gehört, selbiger ab. Dann setzt er euch auf die Straße.
Da schaut man dann erstmal ziemlich dämlich drein, nicht wahr?
Nun wollt ihr wenigstens euer Geld zurück, wo ihr schon auf der Straße steht und der Kerl gibt es euch nicht. Das Haus schon, aber nur zur Miete.
Ihr habt nämlich gutgläubig eine seltsam verklausulierte Verzichtserklärung unterschrieben.
Wenn ihr den Burschen verklagen wollt, lacht der Richter euch aus.
Weil ihr so blöd ward, euch auf solch einen krummen Deal einzulassen.
Und somit zu Recht...

Die europäischen Völker sind aber nicht blöd. Also muss man sie, möglichst unter Ausschluss sämtlicher - am Ende eh nur störender - demokratischer Prozesse per Gesetz dazu zwingen, sich auf den Deal einzulassen.
Und am Ende sind wir dann doch die Blöden, mit der Verzichtserklärung in der Hand traurig unserer Freiheit hinterher winkend...
Und zwar zu Unrecht, moralisch gesehen.

Die Schritte, die dann folgen werden, sind offensichtlich. Wenn schon sämtliches Geld der Europäer in einem Topf liegt, kann man auch alles andere in einen Topf schmeißen. Die vereinigten Staaten von Europa winken mit dem Zaunpfahl.

Und alles ohne die Menschen zu fragen, ob sie bereit dafür sind.

Ich bin kein Nationalist - nein, ich bin Europäer. Bis vor noch nicht allzu langer Zeit war ich ein glühender Verfechter des vereinten Europa. Keine Grenzen mehr, keine Streitigkeiten zwischen den einzelnen Nationen wegen eines Zipfels Land hier und einer ethnischen Minderheit dort. Europäer, die alle ihre Eigenschaften vereinen und der Welt vorleben, wie man Gegensätze überwindet und Frieden wirklich lebt um als gutes Vorbild für alle zu dienen, die sich einer gemeinsamen Welt anschließen möchten, und zwar in freier Selbstbestimmung.

Ein Europa der Völker, gemeinsam und als Individuen, das war mein Traum...

Bis der Traum zerplatzte.
Bis ich verstanden habe, worum es wirklich geht.
Um Geld.
Und Macht.

Und um den Galgen für die Freiheit der Entscheidung, bei dessen Errichtung wir Beifall klatschend zusehen. Zumindest jedoch können wir unsere Henker selber wählen.
Alle vier Jahre, schließlich sind wir eine Demokratie.

Das war ein Witz.
Nicht lustig?
Genau...

Mal so gesehen...
© Michael Pils

1 Kommentar:

  1. möchte mich am liebsten auch immer wieder entschuldigen das es bei mir auch nicht so leichtfüßig mehr zugeht, wie man es gewohnt war oder zumindest das es abwechslungsreicher war, aber was will man machen... das was wir zu sehen bekommen ist nun mal kein witz...

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