Highlights

Sonntag, 27. November 2011

Castor! Mach Sitz! Verdammt!

Oft ist es ja so.
Wenn bei Castor, Pollux, Waldi oder Schnuffi die Erziehung versagt und das verwünschte Vieh sich den Kommandos einfach nicht fügen will, resigniert der Mensch und findet sich mit den schlechten Manieren seines Köters einfach ab.

Nicht so die Menschen im niedersächsischen Wendland - und viele, viele andere, die mit der Politik in diesem Land nicht mehr länger einverstanden sind. Die geben einfach nicht auf, dem randalierendem Biest - in diesem Fall verkörpert durch einen Zug mit Hundenamen und elf Behältern voller höchstradioaktivem Abfall - Einhalt gebieten zu wollen.

Herrje, wie uneinsichtig!
Seit 30 (!) Jahren wird um Gorleben gestritten.
12 Castor-Transporte sind bisher am Ziel im Zwischenlager eingetroffen.
Das müssen die Leute doch merken, dass ihr Protest nichts nützt.

Tun sie aber nicht...

Im Gegenteil:
Jedes Jahr werden die Proteste stärker, Jahr um Jahr stehen mehr Menschen an und auf den Schienen, um sich den hochgefährlichen Transporten und der Staatsgewalt, die gezwungen ist selbige durch die Massen zu prügeln, zu widersetzen. Immer mehr Menschen gehen das Risiko ein, verletzt zu werden, in Gefangenschaft zu kommen und zu Bußgeldern verdonnert zu werden.

Warum?
Und warum war ich dort?

Mir fällt schwer, zu beschreiben was ich in den letzten zwei Tagen erlebt und zu Gesicht bekommen habe.

Ich erinnere mich an die Gespräche mit anderen Demonstranten und  Polizisten am Freitag Abend, auf dem Weg zum - und während der Versammlung am - Lüneburger Bahnhof.
Junge Leute, für die der Wahnsinn rund um die verstrahlten Transporte nur ein Teil des Puzzles ist, die einfach nur die Nase voll davon haben, wie mit ihnen umgesprungen wird.
Eltern, die Angst um das gesunde Aufwachsen ihrer Kinder in einer vergifteten Umwelt haben.
Rentner, die sich eingestehen, dass die Fehler bereits in ihrer eigenen Jugend gemacht wurden und endlich das tun, was sie schon damals hätten unternehmen sollen.
Journalisten auf der Suche nach Anzeichen für Gewaltbereitschaft, denn friedliche Proteste will niemand sehen.
Polizisten, die hier nicht sein wollen und sich zunehmend nicht auf freundliche Gespräche mit Demonstrierenden einlassen dürfen, weil ihre Vorgesetzten ihnen impliziert haben, von vorn herein unerbittlich Stärke zeigen zu müssen.

"Wegen euch und der eurer beschissenen Protestiererei schlag ich mir hier das Wochenende um die Ohren." sagt einer zu mir.
"Ja, geht mir genauso. Echt Mist." lächle ich zurück.
"Warum seid ihr dann hier, ihr könnt doch einfach gehen. Nützt doch eh nichts, der Castor kommt sowieso an, früher oder später."
"Weil er umso später ankommt, je länger wir hier sind."
"Das kostet doch nur Zeit und Geld. Steuergeld," sagt er, "ich halte ja auch nichts von der Endlagerei hier, aber so kostet es uns alle doch nur noch mehr."
"Richtig", erwidere ich, "und irgendwann hoffentlich so viel, dass es keiner mehr bezahlen kann. Spätestens dann wird man sich Gedanken um Alternativen machen. Billigere Alternativen. Was anderes als Geld zählt doch eh nicht."
Nachdenklich zieht er sich auf einen Kaffee zum Mannschaftswagen zurück...

Was so friedlich begann, hielt nicht lange vor.

Nach wenigen Stunden Schlaf, mittags auf dem Weg nach Harlingen versuchen Polizisten uns Demonstranten daran zu hindern, in die Nähe der Gleise zu kommen. Keine zehn Meter von mir entfernt fällt eine Frau zu Boden, ein Polizist geht auf sie zu und sprüht der Wehrlosen Pefferspray ins Gesicht.
Einfach so.
Zwei Männer, die direkt am Geschehen sind, halten den Polizisten fest und entwinden ihm die Pfeffersprayflasche - sofort stürmen drei Kollegen dem Überwältigten zur Hilfe, aufgehalten von einem in der Gruppe anwesenden Juristen und zwei Sanitätern die laut "Notwehr, Notwehr" rufen. Der Jurist weist sich als solcher aus und redet beschwörend auf die Polizisten ein bis die den Pfeffersprayer vom Geschehen entfernen, ich verbleibe mit vor Entsetzen offenstehendem Mund, bis ich von hinten weitergetrieben werde - auf die Gleise zu.
"Wir stellen auf Seiten der Demonstranten eine exessive Bereitschaft zur Gewalt fest."
So äußerte sich ein Sprecher der Polizei gegenüber den Medien später.
Ist das so?
Ich erinnere mich an Polizisten, die knüppelschwingend Menschengruppen eingekesselt haben.
Ich erinnere mich an den Geruch von Pfefferspray in der Luft, an das Brennen in den Augen, wenn der Strahl mich getroffen hat.
Ich erinnere mich an den Polizisten, der mich vom Gleis getragen hat: "Wenn's weh tut, schrei ruhig - hört hier eh keiner...".
Ich erinnere mich an Reiterstaffeln, die ungebremst in Menschengruppen geritten sind, die Leute quasi niedergallopiert haben.
Ich erinnere mich an Sanitäter, die daran gehindert wurden sich um verletzte Demonstranten zu kümmern.
Ich erinnere mich an Journalisten aus aller Welt, die an der Berichterstattung gehindert wurden, wegen "polizeilicher Maßnahmen".

Ich erinnere mich an die bitteren Worte des Polizisten an der Gefangenensammelstelle: "Wer hier unbedingt demonstrieren will, muss damit rechnen, verletzt zu werden. Wer rumheult und nach einem Anwalt schreit, wäre wohl besser zu Hause geblieben!"

Ist das die Methode, mit der meine Grundrechte auf Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung durch einen Beamten des Staates, dem ich angehöre, geschützt werden? Wenn du deine Rechte in Anspruch nimmst, musst du damit rechnen verletzt, verhöhnt, drangsaliert und eingesperrt zu werden?
Hatten wir das nicht schon mal irgendwann?
Oder zählen die Rechte (auf Profit) der Atomindustrie eben einfach mehr?
Scheint wohl so.

Nun gut, die zahlen ja auch mehr an Steuern als ich.
Vermutlich...

Tja, der Castor ist noch immer nicht in Dannenberg, während ich an diesem Text schreibe.
Immer noch leisten Bürger Widerstand, ketten sich an Gleise, besetzen den Bahndamm, nehmen in Kauf verprügelt und verletzt zu werden. Immer noch versuchen Polizisten der Lage Herr zu werden und setzen zur Abschreckung noch mehr Gewalt ein.
Dieser Transport - der 13. - ist jetzt schon länger unterwegs als jeder andere vorher, trotz verkündetem Atomausstieg und trotz angeblicher neuer Suche nach einem Endlager für den Strahlenmüll wird er heftiger und entschlossener als jeder andere vorher blockiert.
Und er wird teurer als jeder andere vorher werden.

Warum?

Weil, trotz Herrn Röttgens "weißer Karte" für die neue Suche nach einem Endlager für atomaren Müll im neuen Bundeshaushalt nur sieben Millionen Euro veranschlagt sind - für den Ausbau des erwiesenermaßen nicht als Endlager geeignetem Salzstock in Gorleben jedoch 73 Millionen.
Weil das illegal ist.
Weil die Menschen euch Politikern nicht mehr glauben.

Warum ich dort war?
Darum...

© Michael Pils






Dienstag, 22. November 2011

Kommunikationsprobleme und flüchtige Gedanken zu ebendiesen

Wie wollen wir von Politikern Einsicht erwarten wenn wir immer wieder davon reden, dass Menschen sterben wenn sie beschließen Krieg zu führen?

Menschen bedeuten Politikern nichts, der Begriff ist einfach zu allgemein gefasst - sie können sich darunter nichts vorstellen.

Einen "Aha - Effekt" wird es bewirken wenn wir Politikern sagen, dass Wähler sterben - in den Kriegen die von ihnen angezettelt werden.
Ein Wähler zählt, der ist wichtig.

Alles eine Frage der Wortwahl.

Mal so gesehen...

© Michael Pils

Samstag, 12. November 2011

The hardest Part...

Irgendwie will ja jeder was unternehmen, in letzter Zeit, um die Dinge zu ändern.

Nur was?

Wie so oft, gibt es dazu Ideen hier bei den Freizeitrevoluzzern.
Radikale Ideen, aber immerhin. Bequemere fallen mir leider nicht ein.

Was also kann man tun, um den modernen Sklavenhaltern in Politik und Wirtschaft ein Schnäppchen zu schlagen?

Schauen wir mal...

Du hast ein Girokonto bei einer Bank?
Prima.
Räum es leer!
Banken legen Dein Geld nicht in den Keller und bewahren es dort warm und dunkel auf - mit der Kohle wird gearbeitet. Dein Geld wird investiert, um den Gewinn der Bank zu mehren.
Somit wandert dein sauer verdientes in risikobehaftete Geschäfte mit Unternehmen und Staaten, in Waffengeschäfte und Kriegsfinanzierungen, in Immobilien- und Grundstückkäufe, und weiß der Teufel, was Banken sonst noch so treiben.
Räum dein Konto leer. Sobald deine monatlichen Zahlungen getätigt sind, hol all Dein Geld - den Rest der noch verblieben ist - zu dir nach Hause. Zinsen gibt es auf dem Girokonto eh nicht.

Du benutzt Payback Karten und andere Bonussysteme, zahlst mit deiner EC Karte und beantragst für 10% Rabatt beim Einkauf freimütig in jedem Eckladen eine Kundenkarte?
Lass es!
Zahle bar, wo es geht und verzichte auf Payback Punkte. Einen Rabatt bekommst Du auch ohne Karte. Du musst nur fragen.
Es ist natürlich Deine Sache, wenn du gerne ungefragt Werbepost bekommst oder Deinen Emaileingang bevorzugt mit Spam vollmüllen lässt - auf der anderen Seite jedoch unterstützt Du durch die Verwendung elektronischer Zahl- und Rabatt-, oder Bonussysteme einen gewaltigen Überwachungsapparat, mittels dessen jetzt schon die Möglichkeit besteht, Dich nicht nur auf Schritt und Tritt zu beobachten, sondern auch Dein Konsumverhalten, Deine Zahlungsmoral, Deine bevorzugten Einkaufsorte - und was Du dort kaufst - und zudem noch Deine jeweiligen Aufenthaltsorte und die Zeit Deines Aufenthaltes genauestens nachzuvollziehen.
Und das in Zeiten, wo Polizisten ihre Namensschilder überkleben und Politiker ihre Nebeneinkommen nicht öffentlich machen wollen.

Du nutzt einen Internetzugang, der auf Deinen Namen läuft?
Verwische Deine Spuren!
Vielleicht ahnst Du nicht, was Du alles beim Besuch einer Webseite hinterlässt.
Es reicht, um Dich im Zweifel bis an Deine Haustür zu verfolgen. Du bist nicht anonym im Netz, und jeder, der Dir das weismachen will, ist ein Lügner. Natürlich hast Du nichts zu verbergen, als anständiger Bürger. Aber das heißt ja noch nicht, dass Du deswegen bei allem, was Du tust, Zuschauer zulässt.
Dann kannst Du Dich auch nackt ans Fenster stellen...
Nutze einen Proxy. Damit läuft die Verfolgung Deiner Identität im Netz ins Leere.
Wenn Du nicht weißt, wie - frag.
Im Zweifel mich.

Du arbeitest für eine Behörde, oder fürs Militär?
Kündige!
Räum Deine Scheißegalhaltung beiseite und werde Dir bewusst, was Du tust, wenn Du das System durch Deine Arbeitskraft unterstützt. Da Du ja selber weißt, was bei deinem Arbeitgeber so abgeht, hast Du die besten Gründe für eine Kündigung in der Hand.
Bist Du Soldat, verweigere den Wehrdienst.
Das geht, auch wenn Du schon eine Weile dabei bist. Argumentiere damit, dass Du es nicht mit Deinem Gewissen vereinbaren kannst, als Diener fremder Herren (als Soldat kämpfst du nicht für Dein Volk - das will nämlich keinen Krieg - sondern für Rüstungsunternehmen, Ölkonzerne und Geheimdienste) in nicht erklärte - und somit gegen jegliches Völkerrecht verstoßende - Kriege zu ziehen.
Als nächstes ist übrigens der Iran dran.
Wenn Du da in der Wüste liegst und krepierst, frag dich mal, woher ich das jetzt schon wusste - und ob da nicht doch was dran war, was ich hier schrieb.

Du sitzt in deiner Freizeit oft vor der Glotze und lässt Dich gezwungener Maßen vom dort vorherrschendem Programm verdummen?
Schalt den Fernseher aus!
Verbringe Deine Zeit mit Sport, Deiner Familie und Freunden, oder beteilige Dich an sozialen Projekten auf freiwilliger Basis.
Wer da so gar keine Vorstellung hat, was man machen könnte ist herzlich willkommen in der Freiwilligenagentur seiner Heimatstadt.

In diesem Sinne kannst Du dann auch gleich den Computer ausschalten und ein bisschen an die frische Luft gehen. Oder sonstwo hin. Mich geht das ja nichts an...

Mal so gesehen...
©  Michael Pils


Ein Hinweis für die Besucher, die sich über den Rechner des Bundesamtes für Internetsicherheit regelmäßig hier aufschalten:

Dieser Beitrag ist im Sinne der geplanten Änderung des Begleittextes zum Gesetz zur Bekämpfung von Terrorismus (TBEG), in der zukünftig auch friedliche Protestformen als Aufstachelung erfasst und somit in die Verbindung zum Terrorismus gerückt wird, als Aufstachelung im Sinne des erwähnten Gesetzestextes zu verstehen und bringt den Autor somit in Verbindung zum Terrorismus, bzw. der Unterstützung dessen.