Also beschloss ich, diesen Zustand zu ändern und es mir mit diesem Eintrag bei der anteilsmäßig größten Bevölkerungsgruppe in diesem Land zu verscherzen.
Hallo Christen!
Fangen wir also gleich an:
Wer war zuerst da? Das Huhn, oder das Ei?
Der gewiefte und gebildete Leser weiß natürlich, dass er mit dieser Frage kurz aufs Glatteis geführt werden soll, um dann im weiteren Verlauf komplett ins Straucheln zu geraten.
Auf so etwas ist man ja vorbereitet, wenn man hier regelmäßig liest.
Natürlich kann die Antwort nur lauten, dass diese Frage eher philosophischer, denn biologischer Natur ist und im engeren Sinne nicht abschließend geklärt werden kann, da beide Parteien kausal miteinander eng verwoben sind und in einem existenziellen Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen. Selbst rein biologisch gesehen ist die Entwicklung von Huhn und Ei wahrscheinlich evolutionstechnisch parallel zueinander gelaufen, solange es explizit um das Hühnerei geht.
Hey, das war gut!
Weiter gehts - wer war zuerst da? Der Hase, oder das Ei?
Aha! Es geht um Ostern. Jetzt wird es kritisch, dem blöd-Frager steht doch bestimmt etwas bitter provokantes im Sinne. Also immer schön sachlich bleiben.
Rein metaphorisch betrachtet sind Hase und Ei saisonal populäre Symbole der Fruchtbarkeit, des Frühlings, des wieder erwachenden Lebens. Beim Ei ist klar, wieso das so ist. Schließlich ist das Ei der Ursprung, die Keimzelle des Lebens. Beim Hasen, der eigentlich ein Karnickel ist, wird es verständlich, wenn man dabei den Sinnspruch "die vermehren sich wie Karnickel" im Kopfe hat - oder sich vor Augen führt, dass männliche Kaninchen "Rammler" heißen. Fruchtbarkeit, erwachendes Leben - alles Symbole, die zu Ostern besonders aktuell sind. Letztendlich kommt es also auf die Versinnbildlichung an, und nicht darauf, welches Symbol von beiden zuerst da war.
Aha, soso.
Nun denn: Was war zuerst da? Jesus, der Hase, oder das Ei?
Wie bitte? Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Wie kann man denn diesen Vergleich überhaupt ziehen? Natürlich war Jesus noch vor den Ostersymbolen da, denn schließlich feiern wir Ostern ja wegen ihm. Er hat Ostern zum höchsten christlichen Fest bestimmt, wir feiern zu diesem Fest seinen Leidensweg, die Passion, sowie die Kreuzigung, als sowohl auch die Auferstehung des HERRN.
Ach, ist das so?
Mit Hasen und Eiern?
Was nun feiern wir jetzt eigentlich wirklich?
Und warum mit diesen seltsamen Symbolen?
Zuerst einmal: Jesus war, wenn man die Zeitrechnung die auf seiner Geburt basiert zugrunde zieht, bereits etwa 300 Jahre lang tot, als Ostern in der Form, wie wir es heute feiern, während des Konziles von Nicäa (Nizza) als höchstes christliches Fest initiert wurde. Auf diesem Konzil wurde, nebenbei bemerkt, auch erst seine Gottgleichheit beschlossen. Es wurde bestimmt, was in die Bibel kommt - und was besser nicht, und der Papst wurde als unfehlbar bestimmt.
Daher zweifelt heute auch niemand mehr an dem, was damals vereinbart wurde.
Das Osterfest wird im lateinischen mit "Pascha" bezeichnet, was sich vom hebräischen "Pessach" ableitet.
"Pessach" ist das Passah-Fest der Juden, mit dem sie den Auszug aus Ägypten feiern.
Ostern und Passah haben also nicht nur den gleichen lateinischen Namen, sondern finden zum gleichen Termin statt, nämlich am Wochenende nach dem ersten Frühlingsvollmond.
Das macht Sinn, denn schließlich haben die Römer (nicht die Juden) den Thronanwärter Jeschuah ben Josef ben David am Tag vor dem Sabbat des Passahfestes zu Tode gefoltert. Am Karfreitag.
Samstag ist dann der Tag der Grabesruhe - und am Sonntag findet die Auferstehung statt.
Zumindest in den Passionsspielen.
Aber was haben Hase und Ei damit zu tun?
Richtig.
Nichts!
Ebensowenig wie der Name "Ostern".
Der bedeutet nämlich vermutlich nicht, wie von christlicher Seite proklamiert, soviel wie "Osten" - also die Himmelsrichtung, aus der die Wiederkehr des gottgewordenen Jesus zu erwarten sei.
Eher leitet er sich von "Ostara", oder "Eostre" ab. Erstere war die Liebesgöttin der alten Germanen, letztere die Fruchtbarkeitsgöttin der Angeln und Sachsen. Beide wurden entweder in Begleitung eines Hasen oder Hasenköpfig dargestellt. Und zwar in weit vorchristlicher Zeit.
Auch das Ei als Symbol der Fruchtbarkeit spielte, nicht nur im europäischen Kulturraum, lange vor Christi Geburt schon eine große Rolle - selbst das Färben der Eier wurde in Grabbeigaben schon zu sumerischer Zeit nachgewiesen.
Germanische Götter, sumerische Fruchtbarkeitssymbole...
Wie lautet gleich nochmal das dritte Gebot der Christenheit?
"Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation..."
Oh je!
Geschäfte voller Schmunzelhasen, Kinder die Eier färben und am Sonntag auf der Suche nach selbigen andächtig durch den Garten streunen. Gestecke mit Frühlingsblumen und Eiern und Hasen an jeder Tür, auf jedem Tisch.
Und sowas an Ostern. Oder Passah. Oder wie heißt es jetzt wirklich?
Das wird ihm nicht gefallen, dem Eifersüchtigen.
Mir schon.
Mal so gesehen...
© Michael Pils
Quellen:
Wikipedia
Feste der Religionen
Punctum
Bibel Online
Gesunder Menschenverstand