Diese Betonung auf "Das ist eine Beziehung" - "Das ist so keine Beziehung"?
Werfen wir doch mal ein Auge darauf, was eine Beziehung eigentlich ist:
Ich unterhalte Beziehungen zu vielen Menschen, einige sind geschäftlicher, andere privater, und wieder andere sind freundschaftlicher Natur. Was drückt das nun aus?
- Es gibt einen Bezug, zu dieser oder jener Person?
- Ich beziehe mich auf irgendetwas, was diese Person betrifft?
- Es zieht mich zu dieser Person hin?
Hm...
Das englische Wort für "Beziehung" ist "relationship". Dieses Wort ist dem lateinischen "Relatio" entlehnt, was wiederum soviel wie "zurücktragen" bedeutet. Zurücktragen? Aha... Der eine trägt etwas irgendwo hin, der andere trägt es zurück. Gemeinhin nicht wirklich das, was man unter Beziehung versteht, kann sowas doch schnell mal zu Ärger führen, wenn beide sich gegenseitig ständig den Kram irgendwo hintragen.
Möglich, dass hier aber eher "Nachtragen" gemeint ist. Das kommt dann schon wieder hin, in einer Beziehung ist man ja gerne mal nachtragend, wenn einer von beiden Mist gebaut hat - obwohl das ja auch nicht im Sinne des
Aber halt, da gibt es ja noch den ins deutsche getragenen Ausdruck "Relation", der dann wiederum auch von "Relatio" abgeleitet ist. Eine Relation ist das, was das Verhältnis zweier Gegenstände zueinander beschreibt.
Sieh an, aus der Beziehung wird ein Verhältnis - im allgemeinen ein eher negativ behaftetes Wort, ist ein Verhältnis doch etwas, was gerne im Verborgenen bleibt, in der Öffentlichkeit nichts zu suchen hat.
Nein, das kann es auch nicht sein...
Ich glaube, die Suche nach dem, was eine "Beziehung" für uns ist, führt in die gleiche falsche Richtung, wie der gemeinhin gegangene Weg, um eine solche zu haben. Warum den Weg nicht einmal neu beschreiten?
Warum nicht einfach mal jemanden kennenlernen ohne die Erwartung an eine wie-auch-immer-geartete Beziehung zu haben, sondern einfach alles auf sich zukommen lassen und versuchen, einen gemeinsamen Weg zu finden? Herausfinden, was verbindet mich mit diesem Menschen, wo fühlen wir gemeinsam, wo sind die Momente, in denen ich ihn um mich haben möchte. Können wir miteinander reden, träumen, planen? Gemeinsame Ziele setzen?
Und jetzt die Überraschung: Eine "Beziehung" habe ich dann schon längst - aber wenn der Faktor Zeit diese in Stille reifen lässt, wird etwas besonderes daraus.
Klingt fast ein wenig nach dem Verfahren, wie guter Wein ensteht...
Vielleicht sind Winzer diejenigen, die wissen, wie eine Beziehung funktioniert.
Ich werde mal einen fragen...
So dann, Prost - mal so gesehen!
© Michael Pils