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Montag, 21. Februar 2011

Liebesbeziehung? Beziehungsliebe? Und was Wein damit zu tun hat...

Was ist das eigentlich, was wir immer mit Beziehungen haben?

Diese Betonung auf "Das ist eine Beziehung" - "Das ist so keine Beziehung"?
Werfen wir doch mal ein Auge darauf, was eine Beziehung eigentlich ist:

Ich unterhalte Beziehungen zu vielen Menschen, einige sind geschäftlicher, andere privater, und wieder andere sind freundschaftlicher Natur. Was drückt das nun aus?
- Es gibt einen Bezug, zu dieser oder jener Person?
- Ich beziehe mich auf irgendetwas, was diese Person betrifft?
- Es zieht mich zu dieser Person hin?

Hm...

Das englische Wort für "Beziehung" ist "relationship". Dieses Wort ist dem lateinischen "Relatio" entlehnt, was wiederum soviel wie "zurücktragen" bedeutet. Zurücktragen? Aha... Der eine trägt etwas irgendwo hin, der andere trägt es zurück. Gemeinhin nicht wirklich das, was man unter Beziehung versteht, kann sowas doch schnell mal zu Ärger führen, wenn beide sich gegenseitig ständig den Kram irgendwo hintragen.
Möglich, dass hier aber eher "Nachtragen" gemeint ist. Das kommt dann schon wieder hin, in einer Beziehung ist man ja gerne mal nachtragend, wenn einer von beiden Mist gebaut hat - obwohl das ja auch nicht im Sinne des Erfinders Beziehungsmenschen sein kann.

Aber halt, da gibt es ja noch den ins deutsche getragenen Ausdruck "Relation", der dann wiederum auch von "Relatio" abgeleitet ist. Eine Relation ist das, was das Verhältnis zweier Gegenstände zueinander beschreibt.
Sieh an, aus der Beziehung wird ein Verhältnis - im allgemeinen ein eher negativ behaftetes Wort, ist ein Verhältnis doch etwas, was gerne im Verborgenen bleibt, in der Öffentlichkeit nichts zu suchen hat.

Nein, das kann es auch nicht sein...

Ich glaube, die Suche nach dem, was eine "Beziehung" für uns ist, führt in die gleiche falsche Richtung, wie der gemeinhin gegangene Weg, um eine solche zu haben. Warum den Weg nicht einmal neu beschreiten?

Warum nicht einfach mal jemanden kennenlernen ohne die Erwartung an eine wie-auch-immer-geartete Beziehung zu haben, sondern einfach alles auf sich zukommen lassen und versuchen, einen gemeinsamen Weg zu finden? Herausfinden, was verbindet mich mit diesem Menschen, wo fühlen wir gemeinsam, wo sind die Momente, in denen ich ihn um mich haben möchte. Können wir miteinander reden, träumen, planen? Gemeinsame Ziele setzen?

Und jetzt die Überraschung: Eine "Beziehung" habe ich dann schon längst - aber wenn der Faktor Zeit diese in Stille reifen lässt, wird etwas besonderes daraus.
Klingt fast ein wenig nach dem Verfahren, wie guter Wein ensteht...

Vielleicht sind Winzer diejenigen, die wissen, wie eine Beziehung funktioniert.

Ich werde mal einen fragen...

So dann, Prost - mal so gesehen!


© Michael Pils

Samstag, 12. Februar 2011

Valentinsverwirrung

Freut ihr euch auch schon alle auf Montag?
Richtig, am Montag ist der 14. Februar - der von den Blumenhändlern erfolgreich auch hierzulande propagierte Valentinstag.
Der Tag der Liebenden.

Komisch, ich dachte immer, für Liebende ist jeder Tag ein besonderer Tag.

Aber der Valentinstag ist, gemäß der Damen und Herren von Fleurop dann eben der besondere unter den besonderen Tagen, der Tag an dem man "...hab dich lieb" sagt.
Macht man sonst auch, zumindest viele von uns, mich inbegriffen.
Aber bezogen auf diesen Montag kostet das dann im Schnitt mal eben mindestens 30 Euro, wenn man es sagen will.
Im Gegenzug gibt es ein paar bunte Blumen.

Wenn der seelige Bischof Valentin von Terni, welcher am 14. Februar 269 u.Z. aufgrund seines christlichen Glaubens - und weil er Verliebte trotz kaiserlichen Verbotes getraut hat (christlich, natürlich - wenn schon, denn schon) hingerichtet wurde, wüsste, was für ein Kommerzkram aus seinem Todestag gemacht wird, wäre er traurig. Er hätte es bestimmt lieber gehabt, wenn sich die Menschen seiner selbst und er von ihm vertretenen Werte erinnern.
Wo er doch schon seinen Namen für das ganze Tohuwabohu gibt.

Bevor jetzt allerdings der Eindruck entsteht, es würde sich tatsächlich und eigentlich um einen christlichen Feiertag handeln, schnell noch der Hinweis darauf, dass es tatsächlich an dem ist. Allerdings wird hier nicht dem Bischof Valentin gedacht, sondern dem heiligen Kyrill. Valentin ist aufgrund seines niederen Ranges und der historisch nicht gesicherten Legende um ihn herum 1970 aus dem katholischen Generalkalender verschwunden.

Verschwunden?
Nein. 20 Jahre später taucht er wieder auf, der Schlingel. Wenn schon die Kirche nicht mehr des renitenten Ehestifters gedenken mag, so tut es denn der Blumenhandel, indem er eine uralte englische Tradition, die mittlerweile im Lande des der unbegrenzten Kommerzes Möglichkeiten zur marketingtechnischen Hochblüte gereift war, einfach in seinen hier und jetzt gültigen Kalender aufnimmt. Dieses Ereignis hat sich über die Jahre durch eine geschickte Imagekampagne und zuckersüße Werbung in unsere Hirne geschlichen, wobei bequemer Weise der Name des alten Feiertages beibehalten wurde.
Kyrilltag klingt ja auch wirklich nicht gerade romantisch...

Betrachtet man sich die Tradition, so kommt man nicht umhin zu fragen, ob die Engländer hier wirklich den Tag der Liebenden feiern - oder nicht vielleicht doch eher frühzeitig schon der Legalisierung von Swingerclubs Vorschub leisten wollten. Ursprung des Ganzen ist nämlich ein Gedicht von Geoffrey Chaucer, welches zwischen 1374 und 1380 u.Z. entstand. "The Parliament of Fowls" (Das Parlament der Vögel) heißt das Machwerk in 100 Strophen, indem der Autor über die Liebe an sich sinniert (ohne zu einer Erkenntnis zu gelangen, was interessant ob der Tatsache ist, dass er, trotz unsicheren Geburtsdaten, zum Zeitpunkt der Niederschrift sowohl um die 40 Jahre alt, als auch bereits etwa 15 Jahre verheiratet war), um sich dann ausführlich über das bunte Treiben der Paarfindung bei den Vögeln zum Ende des Winters auszulassen.
Dies nahmen unsere spleenigen Inselnachbarn, vermutlich diejenigen aus der besseren Gesellschaft, zum Anlass, sich den mittlerweile längst toten Valentin zum Vorbild zu nehmen und Paare auszulosen, die sich dann Blumen schenkten und Gedichte schrieben.
Also nix mit Liebenden, tunlichst sollten die Betreffenden sich bis dato nicht gekannt haben.
Schlawiner, die...

Klar, dass die Briten eine solch lustige Tradition dann mit in die Kolonie nahmen - als sie sich massenweise in die neue Welt absetzten, da es im eigenen Land mittlerweile nicht mehr viel zu lachen gab.

Alles in allem haben wir es also mit einer großartigen Errungenschaft der Demokratie zu tun. Freie Liebe für freie Menschen, welche der großartige Geist amerikanischen Unternehmertums aus den Ketten der gelangweilten europäischen Aristokratie befreit und für das gemeine Volk, mittlerweile ja vorgeblich auch frei, zugänglich gemacht hat.
Herrlich!
Bis auf die Preise. Die bleiben aristokratisch.

30 Euro für Blümchen, echt jetzt!

Mal so gesehen...

© Michael Pils

(Quellen: Wikipedia, Fleurop, Harvard University)