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Donnerstag, 24. März 2011

Moratorium - Mysterium

Also, dass muss ja mal gesagt werden.

Die Regierung ist nach der Katastrophe in Japan wirklich fix damit gewesen, endlich mal im Sinne des Volkes etwas zu unternehmen, damit uns ähnliches wie im Land der explodierenden Kernkraftwerke aufgehenden Sonne erspart bleibt. Mutig und ohne lang Vor- und Nachteile abzuwägen wurde die einst beschlossene Verlängerung der Laufzeiten deutscher Atomkraftwerke mit Hilfe eines Moratoriums ausgesetzt um umfassend zu prüfen, ob sie wirklich so sicher seien, wie vor kurzem noch mit fester Überzeugung behauptet wurde.

Ach, ist das so?

Wenn da nicht die Fremdworte wären...
Was ist das eigentlich, ein Moratorium? Klingt ja beeindruckend, irgendwie nach Moral, und hat etwas sakrales an sich.
Wikipedia hilft hier gerne weiter:

Ein Moratorium (lat. morari für „verzögern“, „aufschieben“) ist allgemein die Entscheidung, eine Handlung aufzuschieben oder zeitlich befristet zu unterlassen oder ein Abkommen vorübergehend außer Kraft zu setzen.
Es bezeichnet insbesondere:
  • bei strittigen Projekten (Flughafenbau, Flussbegradigungen, Kernkraftwerkslaufzeiten usw.) eine Unterbrechung der Arbeiten mit dem Ziel, durch Verhandlungen einen Kompromiss zu finden;
  • (...)


War wohl nix mit Moral...
Das allererste, was ich getan habe, als ich die Rede unserer Kanzlerin verfolgte, in der sie dieses politische Mittel ankündigte, war: den Wahlkalender zu Rate zu ziehen.
Interessant, wo in den nächsten drei Monaten, also der Laufzeit des Moratoriums, überall in diesem Land während des "Superwahljahres 2011" gewählt wird, oder bereits wurde:

- Sachsen-Anhalt (20. März)
- Baden-Würtemberg (27. März)
- Rheinland-Pfalz (27. März)
- Hessen (27. März - Kreiswahlen)
- Bremen (22. Mai)

Merkt jemand was?

Bis Ende Mai sind dann fünf wichtige Wahlen absolviert, in denen eine ganze Menge Wähler ob der mutigen und volksnahen Entscheidung der Regierenden wahrscheinlich mächtig beeindruckt davon sind, dass man so schnell und unkompliziert auf ihre Ängste und Sorgen bezüglich des Schreckgespenstes Atomkraft eingeht.
Das ist ja endlich mal richtig Demokratie. Das Volk geht auf die Straße und will keine Atomkraft mehr - und die Kanzlerin stellt sich hin und schaltet die Kraftwerke ab. Einen solchen Vorgang nennt man in der Politik "Moratorium", ganz sicher ist das so.

Wie enttäuscht werden diese Wähler wohl sein, wenn die Aussetzung der Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke im Juni einfach ausläuft und das Gesetz zu eben dieser Verlängerung ebenso legal, wie stillschweigend zur Anwendung kommt?
Oder ist die Aufregung bis dahin so weit abgeklungen, dass man keine Notiz mehr davon nimmt?

An Ablenkung von diesen Umständen wird ja schon fleißig gearbeitet, indem die Regierung ihren Willen zu absoluter Friedfertigkeit dadurch äußert, dass alles deutsche Militär aus Gebieten abgezogen wird, in denen man Gefahr laufen könnte, ein arabisches Volk bei seinem Streben nach Freiheit unterstützen zu müssen (während weiter still und heimlich ein im Gegensatz dazu völlig sinnfreier Krieg in Afghanistan geführt wird).

Und wenn das alles nicht hilft, wird halt in den Nachrichten einmal wieder ein Zickenkrieg bei DSDS vorn angestellt. Möglichkeiten gibt es viele.

Nur eines ist utopisch:

Dass die Kanzlerin sich vor eine Kamera begibt um sich artig für die vielen Wählerstimmen zu bedanken, die sie sich und ihrer Partei mit diesem Verrat am Volke gesichert hat.

Das wäre dann zwar taktisch unklug - aber wenigstens ehrlich.
Doch Ehrlichkeit hat in der Politik nichts verloren.

Schade, mal so gesehen...
© Michael Pils

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