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Freitag, 11. März 2011

Ein grauenvoller Morgen oder wie ich dem Tsunami zuschauen muss




Ein Tag kann sehr schön beginnen. Man steht mit einer Tasse Kaffee am Fenster und schaut wie die Märzsonne dem Himmel in wunderschönen Farben emporsteigt und gleichzeitig überlegt man sich was man heute schönes machen möchte.

Ein Tag kann aber auch damit beginnen, wie man mit seiner Tasse Kaffee vor dem TV sitzt, da man irgendwie über den Stand der Dinge bescheid wissen möchte und sich die Nachrichten reinzieht. IN einer Nacht tiefen Schlafs kann so sehr viel geschehen.

Zwischen zwei irgendwie seichten Beiträgen, zur naiven Unterhaltung des Zuschauers, wird eine Eilmeldung dazwischen geschoben, das ein Tsunami gerade die Nordküste Japans überflutet, nach dem das schwerste Erdebeben seit 80Jahren das Land erschüttert hat. Kraftwerke stehen still. Ölraffinerien brennen sowie alleine in Tokio über 12 Großbrände entflammt sind.

Ein Schreck in der Morgenstunde. Großes Entsetzen und Mitgefühl für alle Betroffenen und die ersten Bilder, wie die Welle sich in Windeseile über das Land hinwegzieht, machen mich sehr nachdenklich.

Der nächste Schönheitsratgeber, den dieser private Sender zu bieten hat, wird eingeblendet und ein kleiner 7 jähriger Junge, welcher weiß wie eine Erdbeben entsteht, möchte nun wissen wie ein Tsunami entsteht.

Der Beitrag im TV ist immer noch im Gange und die sachliche, fachliche und kindgerechte Erklärung für das Kind auch, als auf einmal die bildliche Darstellung gecuttet wird und man eine riesige Flutwelle vor Augen sieht.
Die Worte des Moderators: „Hier können wir live sehen, wie gerade die zweite Flutwelle, von einer Größe von mind. 10Metern die Ostküste von Japan erreicht.“
Dann folgen stumme Luftaufnahmen, die die Welle begleiten.
Kein Wort.

Entsetzen über die mediale Gestaltung macht sich breit. Welch Sensationslust soll hier verbreitet werden. „Ich möchte nicht hilflos Opfer einer solchen Darbietung werden.“
So wird mit der Fernbedienung geschaut, ob sich auch andere Sender diesem Ereignis auf die gleiche Weise widmen und eine Liveübertragung gestartet haben.
Erleichterung.
Zum ersten Mal, kann man sich seit dieser Amtsperiode, auch über den Außenminister freuen.  Dennoch möchte man wissen, wie weit wird auf der anderen Seite das Spiel getrieben. Soll der Zuschauer wirklich dabei sein, wenn die sozusagen dritte Naturkatastrophe, hintereinander, über das flächenmäßige doch sehr kleine Japan hereinbricht. 



Die erste Vorwelle zerbricht gerade am Strand und breitet sich aus. Für den Kameramann im Helikopter heißt das, jetzt schwenken wir mal auf die aufgebäumte Wasserwand, wie sie sich immer schneller auf das Land zurollt.
Es sind ja nur noch einige Meter.

Ein Stoßgebet wird zum Himmel geschickt. „Besinnt Euch. Seit vernünftig. Es ist doch schon grausam, das wir Menschen die Erde so sehr ausbeuten, das sie sich nicht mehr anders zu wehr setzen kann. Doch bitte, hört auf mit dieser Sensationsgier.“
Wahrscheinlich ging es irgendjemanden im Sender ebenso, denn mit einer Werbeunterbrechung endete genau da die Liveübertragung.

Erleichterung macht sich breit, denn das wäre für einen Morgen wie diesen zu viel gewesen. Wenn gleich man vor diesem Geschehen auch nicht die Augen verschließen darf und soll. Dennoch sollte sich die Sensationslust zurückhalten und eine Liveübertragung einer so großen Naturkatastrophe ist einfach nur widerlich
.
Hilflosigkeit macht sich breit, mit dem Wissen welch Grausamkeit die Menschen vor Ort jetzt in dem Moment durchleben müssen. Über die globalen Auswirkungen, wenn ein solches Drama, in einem wirtschaftlich nicht so unbedeutendem Land, geschieht.



Das sind dann die Momente in denen ich, Emma, mir wünschte das die Menschen endlich beginnen aufzuwachen. Nicht nur in ihrer Gier von Profit und Macht alles herunter wirtschaften. In ihrem Geltungsdrang und ihrer Senationslust sich an so etwas aufgeilen und vergleichen, nur damit sie einmal nach langer Zeit das Gefühl haben, ach wie geht es mir doch gut.
Gleichzeitig sollten alle medialen Verfügbarkeiten sensibler und auf hilfreicher Weise eingesetzt werden und nicht um noch eine Ausbeute daraus zuziehen, nur um Anerkennung auf dem wirtschaftlichen Markt zu profilieren.


© by Emma (11.3.2011)

N24

Tagesschau 


2 Kommentare:

  1. Nun kommen die Menschen, die bei solch einer Katastrophe fruchtbare Geschäfte wittern und davon profitieren werden... und dafür "über Leichen gehen".
    LG

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  2. Die kommen nicht.
    Die sind immer da...

    Wenn wir uns in dieser Welt auf eines verlassen können, dann darauf, dass es bei allem immer nur um Geld geht.

    Bei Katastrophen zeigen Politiker gern ihre Anteilnahme, indem sie am Schauplatz Köpfchen streicheln. Das schafft Sympathie -> Wählerstimmen -> Macht -> Geld!

    Fernsehsender zeigen möglichst spektakuläre Bilder. Das schafft Einschaltquoten -> Werbeträger -> Geld!

    "Hilfsorganisationen" rufen zum Spenden auf. Das bringt Mitglieder -> Einfluss -> Geld!

    Und die wirklichen Helfer - die vielen Sanitäter, Zivilschützer, Mitarbeiter technischer Hilfswerke, Feuerwehrleute, Ärzte - stehen mitten im Elend, die Arme bis zum Hals in Trümmern, Blut und Chaos.

    Und tuen, was getan werden muss...
    Ohne um unser Mitleid bitten zu müssen.

    Wie Emma schon schreibt - den Schaden des anderen zu betrachten, schafft das wohlige Gefühl, wie gut man es doch selber hat.

    Unsere Politiker lügen und betrügen?
    Wir führen einen versteckten Krieg in einem anderen Land?
    Die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer?

    Ja, schlimm - aber schau mal, die armen kleinen Japaner, die leiden richtig!

    Tja, so geht das...

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