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Samstag, 29. Januar 2011

Rumble in the Djungle

Wie schön, dass bei uns zu Lande Ruhe und Ordnung herrscht.

So kann doch unser Blick ganz entspannt in die Ferne schweifen und gebannt - sowie leicht sorgenvoll ob der dortigen Geschehnisse - in südlichen Gefilden verweilen um zu beobachten, was dort derzeit weltbewegendes passiert.

Wie bitte?
Tunesien?
Algerien?
Ägypten?

Nein, wie kommen Sie denn auf die Idee, dass die Medienlandschaft unser Interesse auf ein paar terroristische Kameltreiber lenken würde? Nur weil einige Wüstensöhne glauben, mit den von uns durch unzählige Urlaubsreisen unterstützten und geförderten Verhältnissen in ihren Ländern nicht mehr zurecht kommen zu können, müssen wir uns doch noch lange nicht den Fernsehabend davon versauen lassen.
Was wollen die denn?
Die haben doch alles dort!
Palmen, Strand, All Inclusive und Vollpension - man kennt das doch schließlich aus dem Urlaub. Herrliche Länder, freundliche Menschen. Man muss auch einfach mal mit dem zufrieden sein, was man hat...

Nein, nein.
Ich rede vom Dschungelcamp.
"Ich bin ein Star, holt mich hier raus".
Da findet das wirkliche Leben statt; was sich dort an Dramen abspielt, ist wohl kaum durch andere Ereignisse zu toppen.
Da keimt zwischen zwei prominenten Bewohnern der völlig unberührten australischen Wildnis zarte Liebe auf, schon werden sie auf garstige Art und Weise voneinander getrennt.
Alternde, aber trotzdem berühmte Schauspieler erfahren grenzwertig zwischenmenschliches und ändern plötzlich ganze Weltanschauungen.
Eine deutsche TV-Serien Ikone wird aufs schmählichste von ihrem hierzulande verbliebendem Lebenspartner verlassen, da dessen Gefühle beim Anblick der von ihm geliebtem, aber leider vom Schleim irgendwelcher ekeligen Tiere bedeckten Frau, plötzlich erkalteten.
Ein Topmodell verzweifelt fast an der Tatsache, dass es ihr nicht möglich ist einem menschlichen Bedürfnis nachkommen zu können.
Und dann die Prüfungen!
Da nehmen diese Berühmtheiten dem Beispiel eines Jesus Christus folgend unsägliche Unannehmlichkeiten stellvetretend für uns als psychologische Grenzerfahrung in Kauf, nur damit wir mit ihnen gleichsam durch die Hölle der Überwindung gehen - ohne den Hintern aus dem Sofa hieven zu müssen.

Mein Gott, ist das ein Spektakel! Und alles so echt und unverfälscht!

Am Hindukusch sterben deutsche Soldaten für nichts und wieder nichts - und der Verteidigungsminister macht eine Talkshow daraus?
Der Gesundheitsminister belügt uns alle mit der Reform der Krankenkassen?
Die Kanzlerin spricht von einer gemeisterten Krise - nur beim Bürger kommt der Konjunkturanstieg nicht an?
Herrgott, ja. Interessant...

Aber schau mal da, der Jay, der weint!

Oooch, der arme.

In diesem Sinne, weiterhin gute Unterhaltung.
Und bloß nicht ablenken lassen.
Nicht, dass jemand auf die Idee kommt, nachzudenken.

Mal so gesehen...

© Deepseadiver 2011

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